Wie Trumps Strafzölle für Autobanken in Europa zum Problem werden

Wie wichtig Autobanken für die Autoindustrie sind, machten erst kürzlich wieder die Zahlen der VW-Finanzsparte deutlich: Mit einem operativen Ergebnis von 948 Millionen Euro steuerte die Volkswagen Group Mobility rund ein Drittel des Konzernergebnisses bei. Doch im Zuge der US-Strafzölle für Autos droht Autobanken hierzulande ein Dilemma, das erheblich auf die Erträge schlagen könnte.

"Die US-Strafzölle haben eine gesamtwirtschaftliche Unruhe ausgelöst, von der auch Banken betroffen sind“, sagt Ayca Tunc, die als Head of Financial Services beim Beratungs- und Prozessdienstleister Genpact etliche Autobanken berät.

"Werden die Strafzölle und ihre Folgen nicht sauber gemanagt, kann das operative Ergebnis der Captives (herstellereigene Bank, Anm. d. Red.) um zehn bis 15 Prozent sinken.“

Ausgangspunkt der möglichen Kettenreaktion sind die USA. "Infolge der US-Strafzölle droht den USA eine Rezession. Die Nachfrage nach Autos in den USA wird sinken“, sagt Ewald Plum, Leiter des Bereichs Zoll und Außenwirtschaft bei der Beratungsgesellschaft Rödl & Partner. Eine Möglichkeit, den Rückgang kurzfristig zu kompensieren, sei, den Absatz in Märkten wie Europa und Asien auszuweiten.

Das geht vor allem über den Preis. Sinken aber die Neuwagenpreise, geraten auch die Restwerte unter Druck. "Die Banken selbst rechnen mit größeren Restwertverlusten. Viele Fahrzeuge, die aktuell im Leasing sind, werden ihre kalkulierten Restwerte nicht erreichen“, berichtet Tunc. Die Folge: Höhere Rückstellungen und sinkende operative Ergebnisse.

Doch das ist nur ein Aspekt. Sinkt der erwartete Fahrzeugwert am Laufzeitende, sind bei Neuverträgen für Kunden höhere Leasingraten und Finanzierungszinsen fällig. Für die Kunden würde es also teurer. Eigentlich. „Bei herstellereigenen Banken ist es denkbar, dass diese eigentlich notwendige Zinserhöhungen nicht an die Verbraucher weitergeben, um das Ziel ihrer Hersteller nicht zu gefährden, den Absatz anzukurbeln“, sagt Plum. Das aber würde zusätzlich auf die Erträge der Autobanken schlagen.

Für Verbraucher wiederum würde das kurzfristig sinkende Autopreise bei gleichzeitig günstigen Konditionen bedeuten – sie wären die Profiteure.

Ob all das so kommt? Ungewiss. Donald Trump hat bewiesen, dass er Strafzölle ebenso schnell verhängen wie auch wieder abschaffen kann. Doch die Vorbereitungen für den Worst Case laufen bereits. Einerseits würden mögliche Szenarien erarbeitet, andererseits Kosten gekürzt und Prozesse verschlankt, berichtet Tunc.

Erste sichtbare Auswirkungen der Strafzölle auf die Bank-Bilanzen erwartet die Expertin mit den Halbjahreszahlen, spätestens ab dem dritten und vierten Quartal seien die Folgen dann deutlich sichtbar. „Da zeigt sich dann, wem es gelingt, agil auf Veränderungen zu reagieren“, so Tunc.