Ressourcenschonung und nachhaltige Unternehmenskultur sind Teil der unternehmerischen Verantwortung bei Volkswagen. Deshalb ist ökologisch nachhaltiges Handeln ein wichtiger Teil unserer weltweiten Wachstumsstrategie. Wir haben in diesem Zusammenhang die Unternehmenshaltung "Think blue." auch auf die Produktion und unsere Standorte erweitert und dem Programm den Namen "Think blue. Factory“ gegeben. Im Sinne der ganzheitlichen Nachhaltigkeitsphilosophie von "Think blue." analysieren wir dabei jeden Prozess entlang der gesamten Wertschöpfungskette auf Einsparpotenziale bei den Ressourcen. So etwa kontrollieren wir in den Werken permanent unseren Energieverbrauch und die daraus resultierenden CO2-Emissionen. Darüber hinaus arbeiten wir zusammen mit dem Fraunhofer-Institut an der Umsetzung einer Strategie, die wir "E3-Produktion“ nennen. E3 steht dabei für "energieautark“, "emissionsfrei“ und "ergonomisch“. Dabei wollen wir in einer ersten Stufe die Energie-Effizienz der Produktion erhöhen, indem wir konsequent den Wirkungsgrad erhöhen. In der zweiten Stufe wird das Thema Nachhaltigkeit mit Energieketten und geschlossenen Energiekreisläufen betont. Zudem wollen wir in einer dritten Stufe die Energiesubstitution vorantreiben und mehr und mehr auf regenerative Energiequellen umstellen.
"Konsequent den Wirkungsgrad steigern“
Der Standort Emden arbeitet allein schon aufgrund seiner geografischen Lage in vielfacher Hinsicht vorbildlich in Sachen nachhaltiger Automobil-Produktion. Auf dem Werkgelände etwa sind derzeit 12 Windkraftanlagen im Betrieb, die eine Gesamtleistung von insgesamt 29,5 Megawatt für das regionale Netz bereitstellen. Darunter befindet sich auch die leistungsstärkste Windkraftanlage der Welt, die im vergangenen Jahr eingeweiht wurde. Unser erklärtes Ziel ist es, den Leistungsbedarf des Werkes mit erneuerbaren Energien zu decken. Um diesem Ziel näher zu kommen, planen wir derzeit eine Ausweitung der Windkraft auf 75 Megawatt. Ein weiteres Projekt, auf das ich persönlich besonders stolz bin, ist der so genannte Energiewald. Hier wurden auf einer Fläche von 40 Hektar schnell wachsende Feldhölzer auf dem Werksgelände angepflanzt, die in einem nahe gelegenen Biomasse-Kraftwerk zu Fernwärme verarbeitet werden, die uns dann wiederum zur Verfügung gestellt wird.
Das neue Werk in Chattanooga ist unser erster Standort mit kompletter LED-Außenbeleuchtung. Weitere Maßnahmen zur Minimierung des Energiebedarfs sind unter anderem Wärmedämmung und -Rückgewinnung sowie die Nutzung von Regenwasser. Darüber hinaus haben wir in Chattanooga unseren neuen, füllerlosen Lackierprozess installiert. Durch den Entfall eines kompletten Prozesschrittes werden bei gewohnter Volkswagen-Qualität Materialeinsatz, Energieverbrauch und Durchlaufzeit in der Fertigung reduziert. Überdies werden durch den Einsatz eines neuen Farbwechselsystems für die Decklackfarben die Lackverluste drastisch reduziert. Im Vergleich zu herkömmlichen Systemen betragen die Farbverluste nur noch rund 30 bis 40 Prozent. Das spart Kosten und entlastet die Umwelt durch reduzierten Wasserverbrauch und deutlich weniger Emissionen.
Das Prinzip der Energierekuperation bei Servo-Direktantrieben mit Torquemotoren ist vergleichbar mit einem Hybrid-Fahrzeug. Die Bremsenergie der Stößel wird zwischengespeichert und bei Bedarf wieder zum Beschleunigen der Stößel eingespeist. Spannungsspitzen werden dabei geglättet. Unter Berücksichtigung der Umweltbilanz und der Energieeffizienz ist diese Technologie zukunftsweisend. Die Ausbringung ist bei deutlich geringerem Energiebedarf um etwa 10 Prozent höher als bei vergleichbaren mechanischen Pressenlinien und um rund 30 Prozent höher als bei hydraulischen Pressenlinien. Volkswagen hat diese innovative Pressentechnologie daher als neuen Standard definiert.
Am Standort Wolfsburg steht mit der Umrüstung der Halle 10 ein weiteres großes Solarprojekt kurz vor dem Abschluss. Hier handelt es sich um die Installation einer neuen Photovoltaik-Anlage mit einer Nennleistung von einem Megawatt. Zusammen mit den bereits installierten Anlagen auf den Dächern ausgewählter Hallen wird die Leistung dann 4,3 Megawatt betragen. Am Standort Emden wird derzeit untersucht, inwieweit im Außenhafen Carports mit Solarzellen bestückt werden können, in denen Fahrzeuge, die auf den Weitertransport warten, witterungsgeschützt untergestellt werden. Die Besonderheit an diesem Projekt ist, dass es genau wie die bestehende Solaranlage auf dem Dach der Pilothalle in Emden von der Belegschaftsgenossenschaft für regenerative Energien finanziert und betrieben werden soll. Auch hier besteht ein großes Potenzial, denn wir sprechen hier über eine Gesamtfläche von 20.000 Quadratmetern und eine mögliche Leistung von 1,4 Megawatt.
Durch vielfältige Trenn- und Sortiersysteme erreichen wir bei Produktionsabfällen eine Recyclingquote von über 90 Prozent. Dies bedeutet, dass schon heute der überwiegende Teil der Abfälle, die in der Produktion anfallen, wieder verwertet werden kann. Neben einer weiteren Verbesserung beim Recycling sehe ich aber noch enormes Potenzial im Bereich der Materialnutzung. Insbesondere in unseren Presswerken werden täglich enorme Mengen von Material eingesetzt, die jedoch nicht in vollem Umfang ins Endprodukt eingehen. Wenn wir uns hier weiterhin verbessern, werden wir durch entsprechende Kostenreduzierung auch unsere Wettbewerbsposition entscheidend verstärken.
Moderne Logistikabläufe und innovatives Supply-Chain-Management fassen wir bei Volkswagen in der Umsetzung des "Neuen Logistikkonzepts“ zusammen. Dabei optimieren wir unsere Produktions- und Logistikprozesse Schritt für Schritt, um konsequent Verschwendung in jeglicher Hinsicht zu eliminieren. Einen wichtigen Schwerpunkt bildet dabei das Thema Nachhaltigkeit. Zum einen arbeiten wir dabei durch robuste Netzwerke, getaktete Verkehre und optimal abgestimmte Verkehrsträger an der Auslastung unserer Transportmittel und halten somit Leerfahrten so gering wie möglich. Zum anderen entwickeln wir insbesondere im Fernverkehr Konzepte zum kombinierten Verkehr weiter und weiten den Einsatz aus. So gelingt es uns beispielsweise bei einem Transport von Nordspanien nach Wolfsburg – bei Umstellung von reinem LKW-Transport auf einen kombinierten Verkehr Straße/Schiene –, bei vergleichbaren Kosten die CO2-Emissionen um 44 Prozent zu senken. Ein schönes Beispiel für eine moderne Gestaltung der so genannten Inhouse-Logistik finden Sie ebenfalls an unserem neuen Standort Chattanooga. Hier haben wir es in der Linienversorgung von Montage und Karosseriebau geschafft, die herkömmlich genutzten Gabelstapler durch insgesamt 57 getaktete Routenverkehre zu ersetzen. Routenverkehre haben den Vorteil, dass zeitgleich mehrere Behälter entlang einer vorher festgelegten Strecke transportiert werden können und die jeweils vollen gegen leere ausgetauscht werden. Insgesamt sind so weniger Transportfahrten nötig, was einerseits zu einem deutlich sinkenden Verkehrsaufkommen führt, andererseits aber auch Energieeinsparungen in beachtlicher Höhe mit sich bringt.