Der Reifenmarkt hat 2010 eine rasante Entwicklung genommen. Vor allem in Deutschland, und ganz besonders beim Absatz von Winterreifen. Wir hatten 2010 aber auch einen starken Anstieg der Rohstoffpreise zu verzeichnen. Naturkautschuk etwa ist seit Oktober um rund 40 Prozent teurer geworden. Da braucht man gut auf die Wünsche der Kunden abgestimmte Produkte, um höhere Verkaufspreise durchsetzen zu können.
Reifen-Experte Junio: "Keinerlei Abstriche bei der Sicherheit“
Wir müssen permanent nach Innovationen suchen. So wollen wir den Energieverbrauch weiter verringern – jenen unserer Fabriken und jenen, den die Reifen auf der Straße verursachen. Ein verheißungsvoller Ansatz ist, das Gewicht moderner Pneus zu senken.
Im Zuge der Globalisation verstärkt sich der Kampf um Ressourcen, und der Schutz der Umwelt wird immer wichtiger. Wir wollen daher den CO2-Footprint der Reifen weiter verkleinern und den Abfall verringern. Weltweit kommen immer neue Vorschriften auf unsere Branche zu. Reifen müssen leichter werden, dafür suchen wir nach neuen Materialien. Bei der Sicherheit der Pneus aber werden wir keinerlei Abstriche machen.
Wir arbeiten seit Langem daran, den Rollwiderstand zu senken. In den nächsten fünf, sechs Jahren halte ich eine weitere Reduzierung um 20 bis 30 Prozent für möglich. Das bedeutet vier Prozent weniger Verbrauch – und um vier Prozent geringere CO2-Emissionen.
Dafür gibt es noch recht wenige Anfragen, wir haben aber bereits einige Entwicklungen angeschoben. In Abstimmung mit den Autoherstellern werden die Reifen von E-Autos einen größeren Rollumfang haben und schmaler sein. Hier steht die Branche aber noch am Anfang.
Im Hinblick auf die kostengünstigere Produktion in diesen Ländern steigern wir zum einen die Produktivität unserer heimischen Werke. Zum anderen müssen wir aber auch vor Ort auf den neuen Märkten produzieren. In China etwa werden wir im kommenden Jahr erstmals auch LKW-Reifen herstellen. Deshalb werden wir einen gewissen Teil der Entwicklungsarbeiten unter anderem ins Reich der Mitte auslagern. Wir wollen aber nicht gleich ein neues Entwicklungszentrum hochziehen, sondern vernetzt arbeiten mit verschiedenen OEM und Universitäten. Auf lange Sicht werden wir eine kleine Gruppe von Entwicklern dauerhaft vor Ort haben.
Für diese Fahrzeuge, ja. Wir haben dazu auch schon eine Reihe von Vorstudien durchgeführt, bei denen Reifenkonstruktion plus Fertigung im Hinblick auf spezielle Kostenvorgaben gleichzeitig optimiert werden.
Das ist ganz klar ein großes Problem für uns. Es wird immer schwieriger, geeignete Fachkräfte zu finden, insbesondere solche mit bestimmten Fremdsprachenkenntnissen. Ingenieure zu bekommen, die zum Beispiel Deutsch und Chinesisch sprechen, ist eine Herausforderung.
Wir müssen Antworten finden auf die erwähnte Kostenexplosion. Wir müssen uns am Markt mit Blick auf das neue Labeling im Reifenhandel behaupten. Denn die neue Gesetzgebung ist für die gesamte Reifenbranche gewissermaßen wie ein Sputnik-Moment. Zudem wollen wir bei Vergleichstests, in denen Reifen nach anderen Kriterien benotet werden als beim Labeling, weiterhin zu den Gewinnern zählen. Dazu benötigen wir einen möglichst hohen Anteil neuer Produkte in unserem Reifenportfolio. Gut für uns Entwickler.