Ingolstadt. Der Premiumhersteller Audi reizt seine Lieferanten mit einer Schuldzuweisung für die langen Lieferzeiten im Autohandel. "Unsere Fahrzeuge sind in den letzten Wochen so gefragt, dass selbst unsere optimistischsten Einschätzungen in kürzester Zeit übertroffen wurden“, heißt es in einer internen "Sprachregelung“ aus dem Audi-Vertrieb. "Zeitgleich kommt es bei einigen Zulieferern zu Versorgungsengpässen. In Folge erleben wir derzeit bei Modellen mit besonders beliebten Konfigurationen Verzögerungen bei der Auslieferung.“
Mit der Audi-Analyse konfrontiert, zeigen sich viele Zulieferer erbost. "Erst hieß es, nach dem Krisenjahr 2009 werde die Lage noch schlimmer, und nun reißt uns Audi die Teile plötzlich aus den Händen“, schimpft ein Key-Accounter. "Da kommt kein Planer mit.“ In eiligen Nachverhandlungen über Wochenendarbeit oder Sonderschichten bei den Lieferanten zeige sich "Audi bei der Vergütung dann auch noch sperrig.“ Auch der Verkaufschef eines anderen Zulieferers ist enttäuscht vom Geschäftsgebaren der Ingolstädter: "Die von Audi geforderte faire Zusammenarbeit ist oft leider nur eine Einbahnstraße.“
Stockenden Nachschub muss Audi bereits in der Werbung thematisieren: "Lieferzeiten maximal reduziert“, lockt das Audi-Zentrum Hamburg für "300 sofort verfügbare Neuwagen“.