München. Das deutsche Kraftfahrzeuggewerbe steht vor einer massiven Flucht aus den Flächentarifverträgen. Da viele Betriebe mit ihrem Austritt aus den Landesorganisationen des Zentralverbands Deutsches Kfz-Gewerbe (ZDK) gedroht haben, falls die Tarifbindung nicht aufgehoben wird, hat ihnen der ZDK eine Tür zur Tarifflucht geöffnet: In einer Klausurtagung beschloss der ZDK-Vorstand einstimmig, seinen Landesverbänden ein Tarifgemeinschaftsmodell zu empfehlen.
Das Modell sieht vor, dass nach der Kündigung des Tarifvertrags eine Tarifgemeinschaft gegründet wird, die in den Verhandlungen mit der IG Metall die Rolle der Landesverbände einnehmen kann. Bindend sind die Verträge dann nur für jene Betriebe, die sich freiwillig der Tarifgemeinschaft angeschlossen haben. Bislang konnten Betriebe die Tarifbindung nur umgehen, indem sie aus ihrer Innung und damit aus dem jeweiligen Landesverband des Kfz-Gewerbes austraten.
Dem ZDK drohte dadurch der Verlust zahlreicher Mitglieder, die nicht länger an den Tarifvertrag gebunden sein wollten. Mit dem Modell der Tarifgemeinschaften wird es ihnen nun ermöglicht, Mitglied des ZDK zu bleiben und sich dennoch der Tarifbindung zu entziehen. Die großen Landesverbände Bayern und Baden-Württemberg haben diese Möglichkeit bereits genutzt.