US-Unternehmen Lythen übernimmt Northvolt-Fabriken

Der insolvente Batteriehersteller Northvolt hat einen Investor gefunden, der das Unternehmen komplett übernehmen will – einschließlich der im Bau befindlichen Produktionsstätte in Heide (Schleswig-Holstein).

Der US-Batteriehersteller Lyten aus Kalifornien gab bekannt, alle Tochtergesellschaften von Northvolt übernehmen zu wollen, darunter auch den Standort in Deutschland.

Lyten bezifferte in seiner Mitteilung die verbliebenen Northvolt-Vermögenswerte auf fünf Milliarden Dollar (4,3 Mrd. Euro). Wie viel die Amerikaner für den Erwerb der Fabriken und Forschungsstätten zahlen, wurde nicht genannt.

Am Freitag sollen im Rahmen einer Pressekonferenz am Northvolt-Standort in Skellefteå (Schweden) weitere Details bekannt gegeben werden. Lyten kündigte zudem an, "einen erheblichen Teil der zuvor entlassenen Belegschaft" an den Produktionsstandorten wieder einstellen zu wollen.

Damit gibt es auch für Heide wieder neue Hoffnung. Der Bund und das Land Schleswig-Holstein hatten die Ansiedlung des Batteriewerks in Heide mit rund 600 Millionen Euro Steuergeld gefördert. Dieses Geld ist durch die Northvolt-Insolvenz wahrscheinlich verloren.

Northvolt galt als große Hoffnung der europäischen Autobranche auf Unabhängigkeit von asiatischen Batterieherstellern. VW war mit über 20 Prozent an dem Unternehmen beteiligt. Es gab ein Joint Venture mit Volvo sowie Lieferverträge mit BMW und Porsche.

Schon im vergangenen Jahr häuften sich jedoch die Probleme. Northvolt scheiterte daran, qualitativ hochwertige Zellen in großer Stückzahl zu produzieren. Unter anderem deshalb stornierte BMW 2024 einen Großauftrag über zwei Milliarden Euro. Im März dieses Jahres musste das Unternehmen schließlich Insolvenz anmelden.

Der neue Eigentümer Lyten ist ein 2015 gegründetes Unternehmen. Es soll die Versorgung strategisch wichtiger Branchen mit Batterien in den USA – darunter der Rüstungssektor – sicherstellen. Lyten hat bereits die Produktion von Northvolt in Kalifornien und das Werk in Danzig (Polen) übernommen.

Welche Auswirkungen der Deal für die deutschen Autohersteller hat, ist noch offen. Volkswagen war an Northvolt mit insgesamt 1,4 Milliarden Euro beteiligt, hat dieses Investment zuletzt aber komplett abgeschrieben. Ob VW nach wie vor seine rund 21 Prozent an Northvolt hält, ist nicht bekannt.

Als Teilhaber dürften die Wolfsburger aus der nun rund 4,3 Milliarden Euro schweren Konkursmasse allerdings keinen Cent sehen. Ob VW auf eine etwaige zukünftige Batteriefertigung in Heide oder an anderen Northvolt-Standorten zurückgreift, ist zum jetzigen Zeitpunkt ebenfalls noch unklar.

Nach dem Aus der Northvolt-Partnerschaft hat sich der Konzern entschieden, eine eigene Zellfertigung (PowerCo) aufzubauen, mit Werken in Salzgitter und Spanien, wo schon bald die Batterien für die kommenden elektrischen Kleinwagen entstehen sollen. Außerdem ist ein Werk in Kanada im Aufbau.

Die PowerCo stellt zukünftig eine sogenannte Einheitszelle her, wird aber nicht den gesamten Konzernbedarf decken können. Externe Zuliefer sind geplant, und hier könnte Lyten ins Spiel kommen.

Auch die Volkswagen-Tochter Porsche hat, genauso wie BMW, bei Northvolt Akkus bestellt. Während die Münchner jedoch rechtzeitig die Reißleine gezogen haben, wurden die Stuttgarter von der Insolvenz überrascht. Die Akkus aus Schweden waren für den elektrischen 718 vorgesehen und sollen einer der Gründe für den um Jahre verzögerten Anlauf sein.

Eigentlich sollte das Modell 2025 auf den Markt kommen, aktuell ist von 2027 die Rede. Auch die Fertigung eigener Porsche-Zellen bei CellForce liegt inzwischen auf Eis. Auf Nachfrage der Automobilwoche bestätigte Konzern- und Porsche-Chef Oliver Blume in einem Finanz-Call jüngst, dass man an einer Alternative für die Batterien arbeite und das Auto zeitnah auf den Markt käme.

Ob schon ein neuer Akku-Partner gefunden ist, ist nicht bekannt. Aufgrund der Verzögerungen durch die Insolvenz und die wahrscheinlich noch vergehenden rund sechs Monate, bis der Lyten-Deal in trochenen Tüchern ist, dürfte das "neue Northvolt" aber zunächst nicht wieder in Frage kommen.

Später könnte sich der Hersteller aber als europäische Alternative zu CATL, LG oder BYD etablieren. Anders als Volkswagen beschränken sich Mercedes und BMW derzeit vor allem auf die Forschung an der Batteriezelle, wollen die Zellen aber nicht selbst fertigen.

Dass sie zukünftig doch in Schweden einkaufen, ist denkbar. Dass sich nochmal ein Autohersteller an Northvolt beteiligt, eher unwahrscheinlich.