Am Freitagabend war der Entwicklungsingenieur mit seinem Projekt immer noch nicht fertig – und stellte es am Wochenende zuhause fertig. Der gängigen Auffassung zufolge hätte er sich damit einen Bärendienst erwiesen, weil er sich nicht uneingeschränkt erholen konnte. Die Erkenntnisse eines Psychologenteams stellen das zumindest in dieser Pauschalität in Frage. Sie kommen zu dem Ergebnis, dass in solchen Fällen berufliche Arbeit in der Freizeit das kleinere Übel sein kann. Denn wer Aufgaben, die er in seiner regulären Arbeitszeit nicht erledigen konnte, am Wochenende gedanklich mit sich herumschleppt, erholt sich auch nicht gut. Da könne es besser sein, die Arbeit auch am Wochenende zuende zu bringen – und zumindest die verbliebene Freizeit ohne Ballast zu genießen.
Deadlines, Stichtage, das Bedürfnis, sich gut vorzubereiten oder einfach der Wunsch, fertig zu werden: es gibt viele Gründe, warum Menschen auch am Wochenende arbeiten. Die Psychologen Oliver Weigelt und Christine Syrek untersuchten, wie sich die Beschäftigung mit unerledigten Aufgaben am Wochenende auf die Erholung von der Arbeit auswirkt. "Erholung und Arbeit am Wochenende schließen sich keinesfalls aus und können mit einer gelungenen Work-Life-Balance vereinbar sein" erklärt Oliver Weigelt, Organisations- und Personalpsychologe von der Universität Rostock und Hauptautor der Studie.