"Schlingerkurs": Verbände kritisieren Verzicht auf Senkung der Stromsteuer

Die Autobranche in Deutschland reagiert mit scharfer Kritik auf die Entscheidung der Bundesregierung, die versprochene Senkung der Strompreis-Steuer nur für Unternehmen und nicht auch für Privatkunden umzusetzen. Dies werde der Elektromobilität im Land einen weiteren Schlag versetzen, befürchten die Hersteller.

VDA-Präsidentin Hildegard Müller forderte Nachbesserungen im Gesetz. "Die Entlastungen bei den Strompreisen bleiben leider hinter den Erwartungen und den industriepolitischen Notwendigkeiten zurück. Ohne spürbare Nachbesserungen auch für die privaten Verbraucherinnen und Verbraucher wird hier zudem nicht die Chance genutzt, endlich günstigere Ladestrompreise zu ermöglichen."

Der Verband der Internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK) erklärte, man sei "erschüttert". "Mit dem Rückzug der Bundesregierung entfällt einer der wichtigsten Impulse zum Umstieg auf klimaneutrale Elektrofahrzeuge", sagte Präsidentin Imelda Labbé.

Die Stromkosten spielten beim E-Auto eine entscheidende Rolle, betonten beide Verbandschefinnen. Die Senkung der Stromsteuer für Privatkunden sei im schwarz-roten Koalitionsvertrag eindeutig zugesagt. Nun sei aber weder im Bundeshaushalt 2025 noch in der weiteren Finanzplanung mehr die Rede davon.

"Mit der plötzlichen Rücknahme der geplanten Senkung setzt die Bundesregierung den Schlingerkurs bei der Elektromobilität fort, den die Vorgängerregierung mit dem abrupten Ende der Umweltprämie 2023 eingeleitet hat", bedauerte Labbé. Sie forderte, die durchschnittlichen Energiekosten pro Kilometer dürften nicht teurer sein als bei vergleichbaren Verbrennerfahrzeugen.

VDA-Präsidentin Müller kritisierte: "Das Strompreispaket des Bundeshaushalts bleibt ohne nennenswerten Impuls für bezahlbare Ladepreise. Dies steht im Widerspruch zum klaren Bekenntnis des Koalitionsvertrags, die Stromsteuer für alle Verbraucher – einschließlich mit Blick auf die E-Mobilität – abzusenken."

In einer aktuellen Umfrage der Deutschen Automobil Treuhand (DAT) gaben 57 Prozent der Befragten an, dass vergünstigte und einheitliche Strompreise wichtiger seien als eine Förderung beim Kaufpreis. Die DAT empfiehlt schon lange statt einer Kaufförderung einen einheitlich günstigen Strompreis für alle E-Auto-Fahrer.