Tobias Moers verlässt Aston Martin

Anfang das Jahres gab es schon mal Gerüchte, nun ist die Trennung perfekt. Tobias Moers gibt seinen Job als CEO von Aston Martin mit sofortiger Wirkung auf, wie das Unternehmen am Morgen mitteilte. Hintergrund sollen Differenzen mit Eigentümer und Aufsichtsratschef Lawrence Stroll über die strategische Ausrichtung des Herstellers von Luxus-Sportwagen sein. 

Moers war 2020 von der Mercedes-Tochter AMG gekommen und hatte bereits einige Weichen gestellt, um das chronisch defizitäre Unternehmen auf Kurs zu bringen. So reduzierte er den Lagerbestand und strich eine von zwei Produktionslinien. Die Wende zu dauerhaft schwarzen Zahlen schaffte er aber bisher nicht. Stroll dankte in einer offiziellen Stellungnahme Moers für seinen Einsatz. Er habe Disziplin in die laufenden Geschäfte gebracht. Nun sei es aber an der Zeit, in eine neue Phase des Wachstum einzutreten.

Moers wird ersetzt durch Amedo Felisa, den frühreren Ferrari-Chef, der bereits als Berater von Aston Martin tätig war. Zum 1. Juli soll zudem Roberto Fedeli den Posten des CTO dauerhaft übernehmen, ebenfalls ein Ex-Ferrari-Mann. "Wir glauben, dass sich diese Veränderungen für Aston Martin auszahlen werden", sagte Stroll.

Eine Aussage, die aufhorchen lässt. Denn Moers steht in einer langen Reihe von Verantwortlichen, die innerhalb der letzten zwölf Monate Aston Martin verließen. Hinter vorgehaltener Hand berichten viele davon, der Grund sei Milliardär Stroll, dem Aston Martin seit Januar 2020 gehört. Nicht nur im Unternehmen selbst, sondern auch beim gleichnamigen Formel-1-Rennstall, der mit Mercedes-Motoren fährt, setzte ein Exodus von Top-Personal ein.

So wie Moers verließ kürzlich auch Otmar Szafnauer das Unternehmen. Der Amerikaner führte den Rennstall Aston Martin (noch unter dem Namen Force India) seit 2018. Mit Stroll überwarf er sich aufgrund ausbleibender Erfolge und heuerte zum Beginn der aktuellen Formel-1-Saison bei Rivale Alpine (der Werksrennstall von Renault) an. Der chronisch ungeduldige Lawrence Stroll installierte den bei BMW nicht mehr gefragten Luxemburger Mike Krack als Nachfolger. Erneut ein Wechsel. Erneut ohne Erfolg. Krack tut sich an der Spitze eines Formel-1-Teams schwer. Im Fahrerlager wird bereits gemunkelt, der ehemalige BMW-Mann sei nur ein Strohmann für den ehrgeizigen Stroll, der den Rennstall längst selbst lenkt und alle wichtigen Entscheidungen trifft.

Milliardär Stroll erwartet viel von seinen Mitarbeitern und will vor allem schnelle Erfolge sehen. Widerspruch und andere Meinungen duldet er nur bedingt. Nur: Während der superreiche Kanadier mit diesem Führungsstil in der Modebranche große Erfolge feierte, sind seine Aktivitäten im Automobilsektor bisher weniger erfolgreich. Der Formel-1-Rennstall stürzte unter Strolls Führung ab ans Ende des Feldes, Aston Martin selbst will zumindest ab 2025 einen reinen Elektrosportwagen auf den Markt bringen, bis 2030 soll das Kern-Portfolio der Briten elektrisch fahren. Ehrgeizige Ziele, dessen Erreichbarkeit nun aber mehr denn je fraglich ist.

An den bereits geäußerten Wachstumszielen wolle man aber festhalten. Auch ungeachtet der wenig positiven Quartalszahlen, die die Marke ebenfalls an diesem Mittwoch vorlegte. Der operative Verlust in Q1 2022 belief sich laut einer Mitteilung der Briten auf 47,7 Millionen Pfund (54,7 Millionen Euro), gegenüber 15,3 Millionen Pfund im ersten Quartal 2021. Aston Martin begründet dies mit höheren Abschreibungen und Zinsen. Die Marke liege damit im vorgegebenen Plan, heißt es in der Mitteilung. Dennoch: Erfolgszahlen sehen anders aus.

An der Technologie-Partnerschaft mit Mercedes AMG soll sich durch den Rücktritt von Tobias Moers zunächst nichts ändern. Im Zuge der Zusammenarbeit sollte der Anteil von Mercedes an Aston Martin auf bis zu 20 Prozent steigen. Unklar ist derzeit noch, ob die Briten wie geplant ab 2025 auch die Elektro-Architektur von AMG übernehmen werden. Offenbar will sich Aston Martin stärker an Ferrari als direktem Konkurrenten orientieren als bisher.

Aus dem Datencenter:

Wer liefert was für den Aston Martin DBX