München. Nicht nur Wasser sucht sich den Weg des geringsten Widerstandes. Ähnlich agierte auch Nissan bei der Einführung seines Elektroautos Leaf. Zunächst stand die Limousine im Heimatland Japan und in den USA beim Händler. Hier winkte der Staat mit fetten Prämien bei Abschluss eines Kaufvertrags. Japan zahlt bis zu 12.000 Euro plus Steuernachlass, Amerika spendiert umgerechnet rund 5700 Euro. In Europa ging Nissan äußerst selektiv vor und wählte, aus Sicht des Herstellers durchaus nachvollziehbar, zunächst all jene Länder aus, in denen Käufer von Elektroautos die dicksten Zuschüsse vom Staat erhalten. Das sind Portugal, Irland, England und Holland, wo teils bis zu 6000 Euro gezahlt werden. In Portugal allerdings wurde das Incentive-Programm wegen der hohen Staatsverschuldung zum Ende des vorigen Jahres gestoppt. In einer zweiten Welle ging Nissan schließlich Mitte 2011 nach Spanien, Frankreich, Belgien und Skandinavien. Erst vor wenigen Monaten kam Deutschland dran, zusammen mit Österreich, Italien und Griechenland.
In Deutschland hat sich die Bundesregierung gegen direkte Subventionen von Elektroautos entschieden – das große Ziel einer Million Stromer im Jahr 2020 soll vielmehr über die Förderung der Infrastruktur erreicht werden. Damit hat der deutsche Markt allerdings eine Ausnahmestellung, wie ein Überblick der Automobilwoche zu den derzeit weltweit gezahlten Subventionen zeigt.
Die Fördergelder aus den Staatskassen scheinen allerdings nur wenig Einfluss auf das Kaufverhalten der Privatleute zu haben, wie aktuelle Untersuchungen zeigen. Das Marktbeobachtungsinstitut Jato Dynamics analysierte das Verhältnis der Erstzulassungen von E-Fahrzeugen und den finanziellen Anreizen der jeweiligen Regierung. Dabei kamen erstaunliche Ergebnisse zutage. Beispiel Dänemark: Obwohl das kleine Land mit Steuervorteilen von bis zu 20.000 Euro pro Fahrzeug geradezu paradiesische Verhältnisse schafft, wurden dort im vergangenen Jahr nur 417 Neuanmeldungen von Elektroautos registriert.
"Trotz einer Vielzahl von Maßnahmen bleibt der Markt für Elektrofahrzeuge in Europa für finanzielle Anreize unempfänglich“, fasst Jato-Analyst Nick Margetts zusammen. Deutschland kam immerhin auf 1506 Erstanmeldungen. Spitzenreiter ist Frankreich mit 2668 Erstanmeldungen. Insgesamt wurden in Europa im vergangenen Jahr 10.916 Elektroautos erstmals in den Verkehr gebracht. Gegenüber den konventionellen Pkws (15,4 Millionen) eine homöopathische Dosis von 0,07 Prozent. (Foto: Opel)