Ulm. Seit Ernst Prost 1998 die Motorenölfirma Liqui Moly von der Gründerfamilie Henle übernommen hat, sind die schwäbischen Schmierstoffspezialisten auf rasantem Wachstumskurs. In den vergangenen beiden Jahren wuchs der Umsatz um knapp die Hälfte auf 343 Millionen Euro. Und das Tempo hält an: Gut ein Viertel legten die Einnahmen im ersten Quartal 2012 zu – auf 95,5 Millionen Euro. 400 Millionen sollen es im Gesamtjahr werden. Der wortgewaltige Mittelständler will mit diesem Schwung eine Schallmauer durchbrechen: "Anderthalb Milliarden Euro Umsatz bis 2020 lautet das Ziel“, sagte Prost im Gespräch mit der Automobilwoche. Das rasante Wachstum hat allerdings seine Spuren hinterlassen, vor allem in der Firmenkasse: Der Ertrag kam unter die Räder, in zwei Jahren schrumpfte er von 15 Millionen Euro auf zuletzt 7,7 Millionen Euro. "Das ist die zwangsläufige Entwicklung, wenn man so radikal wächst", sagt Unternehmenschef und -besitzer Prost.
Auf seinen bisherigen Geschäftsfeldern stößt Prost mittlerweile an Grenzen. Denn auf dem Independent Aftermarket, dem Geschäft mit freien Werkstätten und Teilegroßhändlern, bringt er es einer GfK-Analyse zufolge bereits auf 30 Prozent Markanteil. "Wir waren 20 Jahre lang Castrol-Jäger, jetzt sind wir die Nummer eins“, sagt Prost und fügt hinzu: "Da kann man nicht mehr so viel wachsen.“
Deshalb will der 55-Jährige nun erst die Produktionshallen und im Nachgang die Werkstätten der Hersteller erobern. Sucht ein VW- oder Mercedes-Fahrer in seiner Vertragswerkstatt gezielt nach -Liqui Moly, weil er vielleicht von einem der zahlreichen TV-Werbespots der Ölfirma beeinflusst wurde, wird er bislang nicht fündig. Prost ist zwar die Nummer eins am freien Markt, doch auf Hersteller und Vertragswerkstätten entfällt bislang nur ein kleiner Teil seines Geschäfts. In Schanghai -etwa sorgen Additive von Liqui Moly dafür, dass Volkswagen besser mit der minderen Qualität der Kraftstoffe dort zurechtkommen.