Vor Neppern, Schleppern, Bauernfängern im Autohandel wurde schon gewarnt, als noch Briefe statt E-Mails geschrieben wurden und als Telefone noch eine Schnur hatten. Im digitalen Zeitalter ist das Problem mit Betrügern nicht geringer geworden, es hat sich vielmehr nach den Spielregeln der Globalisierung über Landesgrenzen hinaus ausgeweitet. Organisierte Banden legen heute aus Internetcafés in ganz Europa ihre Fallen in den Autobörsen aus. Die Autobörsen kennen das Problem seit langem, oft genug wurden Betrugsfälle bei Autoscout24 oder Mobile.de in der Boulevardpresse angeprangert. Nun beginnen sie, für ihre Kunden Warnschilder aufzustellen.
Autoscout24 und Mobile.de, die beiden Platzhirsche im Online-Autohandel, haben sich zu einer Initiative gegen Betrüger zusammengeschlossen. Als neutralen Mittler konnten die beiden Konkurrenten den ADAC gewinnen. Zu dritt haben sie auf der Internetseite www.sicherer-autokauf.de ihre bisherigen Informationen über die Methoden der Internet-Mafia gesammelt. Den Nutzern der Autobörsen bieten sie nun eine gemeinsame Anlaufstelle. Sie soll auch dann helfen, wenn der Kunde sein Geld schon für ein Fahrzeug überwiesen hat, das nur im digitalen Code der Einsen und Nullen existiert.
Die gemeinsame Initiative von Autoscout24 und Mobile.de ist ebenso folgerichtig wie überfällig. Auf ihren jeweiligen Seiten informieren sie schon seit langem über das richtige Verhalten in Autobörsen. Aber zu einem gemeinsamen Schritt hat es bislang nicht gereicht. Dabei ist jeder Betrugsfall, der bei Autoscout24 bekannt wird, auch ein Schaden für Mobile.de - und umgekehrt. Die wenigsten Nutzer werden hier eine Unterscheidung treffen. Nach negativen Berichten bleibt bei ihnen die Botschaft hängen: Im Internet werde ich abgezockt!
Der erste Schritt ist nun getan. Und mit dem ADAC hat man sich die mächtigste Interessenvertretung in Deutschland, vielleicht in ganz Europa ins Boot geholt. Aber mehr als ein erster Schritt ist es noch nicht. Denn die Internetseite optimiert zwar die Information der Börsennutzer, aber am Ende kommt es noch immer darauf an, ob der Kunde bei einem Preis von 15.000 Euro für einen fast neuen BMW X5 skeptisch wird oder ob ihm auffällt, dass der Verkäufer seinen Wohnort zwar in Essen hat, seine Telefonnummer aber nach England führt.
Die Prävention wollen sie verbessern und das Bewusstsein des Nutzers für Betrugsversuche schärfen, sagen die Gründer der Initiative Sicherer Autokauf. Doch das versucht man seit Jahren auch bei den Hütchenspielern, die beispielsweise an der Berliner Schlossbrücke noch immer ein einträgliches Geschäft machen. Jeder vernünftige Mensch weiß, dass hier für ihn nichts zu holen ist. Aber bei manchem legt die Gier den Verstand lahm.
Deshalb muss nach der Prävention auch die Sanktion gestärkt werden. So lange sich organisierte Banden in ihren Internetcafés sicher fühlen, werden die gefälschten Angebote nicht aus den Autobörsen verschwinden – allen Anstrengungen mit Filtersoftware und wachsamen Mitarbeitern bei Autoscout24 und Mobile.de zum Trotz. Da sich das Internet nicht an Grenzen hält, kann hier nur eine Polizeibehörde Sicherheit schaffen, die zumindest europaweit ungehindert agieren kann. Gemeinsam mit dem ADAC müssen die beiden Autobörsen darauf drängen, dass gefälschte Anzeigen nicht nur zum Ausschluss des Anbieters führen, sondern für ihn juristische Konsequenzen haben.
Bis dies gelingt, bleiben den Autobörsen nur ihre digitalen Warnschilder: „Vorsicht vor Neppern, Schleppern, Bauernfängern!“