München. Die deutschen Versicherer erwarten ein schwaches Geschäftsjahr 2007. Vor allem in der Kraftfahrtversicherung setzt sich die negative Entwicklung der vergangenen Jahre weiter fort. „Aufgrund der starken Wettbewerbssituation und dem damit verbundenen Prämiendruck rechnen wir mit einem Rückgang der Beitragseinnahmen von etwa 2,4 Prozent“, sagte Edmund Schwake, Vorsitzender des Hauptausschusses Schaden- und Unfallversicherung im Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Die Durchschnittsprämien für Kfz-Versicherungen sinken weiterhin, wenn auch etwas langsamer als noch im Vorjahr (siehe Grafik).
Kfz-Versicherer erwarten Verluste
Im vergangenen Jahr haben die Versicherer im Kfz-Geschäft kaum noch Geld verdient. Die Combined Ratio stieg bei einem Prämienrückgang von fast 4 Prozent von 95 auf 99 Prozent. Das bedeutet, die Kosten der versicherten Schäden betrugen zusammen mit den Verwaltungskosten der Versicherer 99 Prozent der Versicherungseinnahmen. Für das laufende Jahr werden sogar Verluste erwartet. „Die Schaden-Kosten-Quote wird voraussichtlich die magische Grenze von 100 Prozent übersteigen, womit wir erstmals seit 2002 wieder einen versicherungstechnischen Verlust ausweisen müssten“, sagte Schwake auf der Jahrespressekonferenz der Schaden- und Unfallversicherer in Berlin.
Für Autofahrer sind die Versicherungsprämien zurzeit sehr günstig. Die durchschnittlichen Jahresprämien liegen für die Haftpflicht bei 234 Euro und für Vollkasko bei 278 Euro. Das entspricht einem Niveau, wie es die Versicherungsbranche zuletzt vor rund 25 Jahren hatte.
Die Versicherer befürchten, dass sich steigende Fahrleistungen insbesondere im gewerblichen Bereich infolge der anziehenden Konjunktur bald negativ auf die Schadenhäufigkeiten auswirken werden. Sie erwarten zudem, dass ein zeitverzögerter Effekt der Mehrwertsteuererhöhung zu höheren Kosten der Reparaturen führen wird.
„Vor diesem Hintergrund ist auch die sich anbahnende Trendwende in der Prämienpolitik der Autoversicherer zu verstehen. Den aktuellen Neugeschäftstarifen der Autoversicherer ist zu entnehmen, dass sich das Niveau der Tarife für Neugeschäfte im Marktdurchschnitt nicht weiter absenkt, sondern im Gegenteil Prämienanpassungen nach oben vorgenommen werden“, sagte Schwake.
Positiv auf die Schadenentwicklung dürfte sich das Ende Mai vom Bundestag beschlossene Alkoholverbot für Fahranfänger in der Probezeit und für alle Fahrer unter 21 Jahren auswirken. Immerhin waren an allen Unfällen mit Personenschaden und Alkoholeinfluss zu 15 Prozent Fahrer unter 21 Jahren beteiligt.
Die Versicherer wollen zudem bei den Unfallersatzwagen sparen. Sie kritisieren Unfallersatztarife der Vermieter, die häufig 25 bis 200 Prozent über dem Normaltarif lägen. Um künftig Unfallersatztarife besser beurteilen zu können, wollen die Versicherer einen Preisspiegel für Mietfahrzeuge erstellen lassen. Der Datenspezialist Schwacke bietet einen solchen Preisspiegel zwar bereits, allerdings bemängelt der GDV dessen Preisbildung, weil die Preise nicht nach der Größe der Vermieter ermittelt würden. Dies führe dazu, dass kleine, teurere Autovermieter viel stärker ins Gewicht fielen und es zu Verzerrungen bei den Preisen käme. Deshalb will der GDV nun einen repräsentativen, bundesweit erhobenen Automietpreisspiegel von neutraler Stelle erheben lassen, der dann Autovermietern und Versicherern als Orientierungshilfe dienen könne.