"Wird ungemütlich": Was die Schwäche der Autoindustrie für den Arbeitsmarkt bedeutet

Die Bedeutung der Autoindustrie als sicherer Hafen für junge Ingenieure schwindet. Sinkende Beschäftigungszahlen bei deutschen Herstellern und Zulieferern werden laut dem Prüfungs- und Beratungsunternehmen EY zu einer steigenden Arbeitslosigkeit bei Hochschulabsolventen führen.

Es ist eine der Schlussfolgerungen des aktuellen EY-Industrie-Barometers, das die Umsatz- und Beschäftigungsentwicklung in der deutschen Industrie abbildet. Die Zahl der Beschäftigten in allen untersuchten Industriezweigen lag zum 30. Juni dieses Jahres demnach 2,1 Prozent niedriger als zwölf Monate zuvor. Am stärksten vom Schwund betroffen: Autohersteller und Zulieferer.

In der Autoindustrie sind demnach innerhalb nur eines Jahres 6,7 Prozent der Stellen weggefallen. In absoluten Zahlen sind das den Angaben zufolge 51.507 Arbeitsplätze. Grundlage der Studie sind Rohdaten des Statistischen Bundesamts.

Der Wind in der Branche habe sich gedreht, sagt Jan Brorhilker, Managing Partner des Geschäftsbereichs Assurance von EY in Deutschland:  "Massive Gewinneinbrüche, Überkapazitäten und schwächelnde Auslandsmärkte machen einen deutlichen Stellenabbau unumgänglich", sagt Brorhilker.  "Gerade in Deutschland, wo Management-, Verwaltungs- und F&E-Funktionen angesiedelt sind."

Sprich: Es trifft vor allem Mitarbeiter mit akademischem Abschluss, die häufig auch überdurchschnittlich gut verdienen. Und er trübt die Zukunftschancen junger Akademiker.

 "Die Automobilindustrie und der Maschinenbau stellen heute deutlich weniger junge Menschen ein als in den vergangenen Jahren", sagt Brorhilker. "Der Arbeitsmarkt etwa für junge Ingenieure wird ungemütlich, viele werden sich neu orientieren müssen."

Seit dem Vor-Corona-Jahr 2019 sind in der deutschen Industrie sogar 4,3 Prozent der Stellen weggefallen, das entspricht laut EY mehr als 245.000 Jobs – davon fast die Hälfte,112.000, in der Autoindustrie. Mit minus 2,1 Prozent hat sich der Abwärtstrend im zweiten Quartal 2025 weiter verstärkt.

Und angesichts gerade laufender Sparprogramme bei Herstellern und Zulieferern sieht Brorhilker fürs Erste kein Ende des Stellenabbaus: "In den aktuellen Beschäftigungsstatistiken zeigen sich die Auswirkungen dieser Stellenstreichungen erst mit einiger Verzögerung. Im Lauf des Jahres und bis ins kommende Jahr hinein wird die Zahl der Industriejobs daher weiter sinken."

Die deutschen Herstellern stehen vor einer Reihe großer Problemen: In China kämpfen sie mit der immer stärker werdenden lokalen Konkurrenz, das Geschäft auf dem wichtigen US-Markt ist durch Donald Trumps Einfuhrzölle belastet. Gleichzeitig erfordert der Wandel hin zu elektrischen und Software-definierten Autos hohe Investitionen.