Stuttgart. Mit dem neuen Mercedes-Benz SL, der Ende März 2012 in den Handel kommt, betritt die Stuttgarter Premiummarke Neuland, denn die Karosserie des Roadsters (Baureihe R 231) besteht ganz aus Aluminium.
Nach Audi und Jaguar ist Mercedes damit der dritte Hersteller, der das leichte Metall in Großserie einsetzt. Dazu wurde im Werk Bremen auf 22.700 Quadratmeter Fläche eine vollautomatisierte Fertigungsstraße eingerichtet. Eigene Pressen verwendet Mercedes nur für die Alubleche. Ansonsten stammen sämtliche Halbzeuge und Gussteile von Zulieferern.Der neue SL wiegt 140 Kilogramm weniger als der Vorgänger. Die Biege- und Torsionssteifigkeit soll um über 20 Prozent gestiegen sein. "Unsere Aluminium-Struktur ist der Stahlausführung in jeder Disziplin überlegen“, sagt Thomas Rudlaff, Leiter Alu-Rohbau.Aluminium für den Luxus-Roadster
Zudem setzt Mercedes teils auf neue Füge- und Verbindungstechniken und verwendet einzigartige Strukturteile. So bestehen die vorderen Längsträger aus Hydroform- Profilen, die Seitenschweller aus Sieben-Kammer-Strangpressprofilen und der Mitteltunnel aus "Tailored Welded Blanks“. Die Stirnwand des SL aus der Legierung AlSi10MgMn ist laut Rudlaff das größte Alu-Gussteil im Karosseriebau und reduziert die Anzahl der Bauteile gegenüber früher erheblich.
Für den Boden kommen stabile Sandwichplatten zum Einsatz, die durch Reibrührschweißen verbunden werden. Eine Besonderheit ließen sich die Mercedes-Ingenieure im vorderen Fußraum des SL einfallen. Dank der steifen Gussstruktur zwischen Stirnwand, Längsträger und Radkasten konnten dort Basslautsprecher platziert werden. Ihnen steht aus den dahinterliegenden Hohlräumen ein Resonanzvolumen von 17 Liter zur Verfügung. Der Akustik-Trick ermöglicht eine bei Roadstern bisher nicht erreichte Klangqualität. Wie der Vorgänger hat auch die sechste SL-Generation ein Vario-Hardtop. Neu ist das sogenannte Magic-Sky-Control-Glasdach, wie es bereits beim SLK in der Aufpreisliste steht. Auf Knopfdruck ändert es seine Lichtdurchlässigkeit.Und wie weit schwäbischer Tüftler-Ehrgeiz noch gehen kann, zeigen am neuen SL die Wischerblätter. Auch sie tragen das magische Wort in ihrer Bezeichnung: Magic Vision Control. Dahinter verbirgt sich eine Wischtechnik, bei der Wasser nicht wie üblich zuvor auf die Scheibe gespritzt, sondern über Löcher gezielt vor die Gummilippe gebracht wird. Obwohl der Fahrer kaum Waschwasser sieht, wird die Scheibe gereinigt. Das System soll so effektiv arbeiten, dass 50 Prozent weniger Waschwasser verbraucht wird.
Eine weitere signifikante Einsparung verspricht Mercedes beim Kraftstoffverbrauch, der bis zu 30 Prozent geringer sein soll. Die Antriebspalette des neuen SL wird weiter aus Sechs-, Acht- und Zwölfzylinder-Benzinmotoren bestehen, weil, so Produktmanager Bernd Stegmann, "weltweit über 95 Prozent der SL-Kunden nach diesen Motoren verlangen“. Damit beantwortet sich auch die Frage nach einem Diesel. Auch einen Hybridantrieb wird es für den Luxus-Roadster nicht geben. "Wir wollen nicht wieder Gewicht hineinpacken, das wir mit viel Mühe herauskonstruiert haben“, so Stegmann. (Fotos: Mercedes)