Große Screens, KI und digitale Tierchen: Wie Hersteller das Cockpit zum Erlebnisort machen

Angesichts des harten Konkurrenzkampfs, der inzwischen das Stadium eines unerbittlichen Verdrängungswettbewerbs erreicht hat, sind chinesische Fahrzeuge trotz sinkender Preise heute mehr denn je vollgepackt mit technischen und intelligenten Funktionen. Das stellt die Beratungsgesellschaft Berylls in der kurz vor der Messe Auto Shanghai erschienenen Marktstudie "Quo Vadis China 2025" fest.

Der immer intensivere Wettbewerb zeigt sich auf allen Technologiefeldern, insbesondere aber beim Smart Cockpit. Ein zentrales Thema sind Bildschirme: zentrale Bedienbildschirme gepaart mit Beifahrerdisplays, natürlich dreh- und verschiebbar. Hinzu kommen Unterhaltungsbildschirme für die Passagiere im Fond und Bildschirme in den Sonnenblenden für die Beifahrer.

Die deutschen Autobauer sind wild entschlossen, diese Tech-Orgie im Cockpit mitzugehen. Audi etwa hat mithilfe von China-Partner SAIC die Submarke AUDI auf die Räder gestellt. Das erste Serienmodell, der Sportback AUDI E5, präsentierte sich in Schanghai mit einem spektakulären Interieur, inklusive 60-Zoll-Display und Hightech bis unters Dach.

Mercedes zeigte – nicht ganz zufällig – ebenfalls in Schanghai den Prototyp Vision V und trumpfte beim Innenraum groß auf. Highlight: der "Private Lounge" getaufte Innenraum mit einem 65 Zoll großen ausfahrbaren Cinema-Screen mit Split-Screen-Funktion, der sich unter dem Fußboden befindet.

Dezenter geht es BMW an: Das Cockpit ist eher reduziert, und einen Screen in rekordverdächtigen Ausmaßen sucht man vergebens. Stattdessen hat BMW unter Einbindung von Huawei und Alibaba das für die Neue Klasse entwickelte Panoramic-iDrive-System ganz auf die Bedürfnisse des chinesischen Markts zugeschnitten. In Schanghai kündigte BMW an, noch im laufenden Jahr KI-Funktionen von DeepSeek in den Intelligent Personal Assistant à la China einfließen zu lassen.

Während die deutschen Hersteller entschlossen sind, zu den Technologieführern in China aufzuschließen, dreht sich das Rad dort weiter. Hersteller wie Nio, die Huawei-Marke Aito oder Xpeng sind dabei, über personalisierte und meist Gen-AI-gestützte Avatare neue Einnahmemöglichkeiten zu erschließen.

So kann man sich den Avatar des Lieblingshaustiers, Katze oder Hund, als digitalen Begleiter ins Auto holen und dem Tierchen einen neuen Look verpassen. Laut Autoherstellern gibt es eine große Bereitschaft, für digitale Upgrades ihrer Avatare zu bezahlen.

Die Bedeutung, die Infotainment, intelligente Interface-Konzepte und Cockpit-Design in China haben, spiegelt sich in der Studie "Software-Revolution: Autos neu denken" von Capgemini und dem Center of Automotive Management (CAM) wider.

Dort zeigt sich ein Trend zur Intensivierung der Digitalisierung des Cockpits. Als Treiber verortet CAM-Leiter Stefan Bratzel die ausgeprägte Erwartung der Autokäufer in China, das Auto-Cockpit als Erlebnis- und Freizeitort zu gestalten. Entsprechend dieser Erwartungshaltung zeige sich bei der Innovationsstärke eine "zunehmende Dominanz chinesischer OEMs im Bereich Infotainment und Cockpit".