Robotaxis: Waymo liegt weit vorne – welche Chancen Tesla hat

Seit fast einem Jahrzehnt wartet die Branche darauf, jetzt steht Tesla endlich vor dem Start seiner eigenen Robotaxi-Flotte. Doch während die Ankündigung des Unternehmens bei manchen Begeisterung auslöst, nehmen andere sie nur achselzuckend zur Kenntnis. 

John Krafcik, langjähriger Automobilmanager und ehemaliger CEO von Waymo, das von vielen Experten als Teslas größter Rivale im Robotaxi-Bereich angesehen wird, bezeichnet den Vorstoß als "underwhelming", also enttäuschend, nicht sonderlich überzeugend.

Denn der Wettbewerb, von dem nun überall die Rede ist, hat bis jetzt ohne Tesla stattgefunden.

Die Alphabet-Tochter Waymo betreibt mehr als 1500 Robotaxis in Phoenix, San Francisco, Los Angeles und Austin (Texas). Der fahrerlose Ride-Hailing-Dienst Waymo One absolviert mehr als 250.000 Fahrten pro Woche.

Tesla-Chef Elon Musk, der einst für das Jahr 2020 eine Million Tesla-Robotaxis auf den Straßen prognostiziert hatte, sagte nun beim Sender CNBC, dass er plane, am 12. Juni zunächst mit zehn selbstfahrenden Taxis in einem begrenzten Bereich von Austin zu beginnen.

Dort testet der Hersteller bereits autonom fahrende Model-Y-Fahrzeuge, allerdings mit Sicherheitsfahrern am Steuer, die notfalls eingreifen können.

Zur Einordnung: An diesem Punkt der Entwicklung stand Waymo vor etwa sieben Jahren. Trotzdem gibt es Experten, die erwarten, dass Tesla im Robotaxi-Wettbewerb eine wichtige Rolle spielen wird. So erwartet Grayson Brulte von der Marktanalysefirma The Road To Autonomy einen Kampf zwischen zwei "Schwergewichts-Champions".

Auch Walter Piecyk, Partner und Technologieanalyst bei LightShed Partners, traut Tesla eine rasche Aufholjagd zu: "Sie werden nicht vom ersten Tag an auf Waymo-Niveau sein, aber sie brauchen nicht viel, um da anzukommen, wo Waymo steht."

Denn Musk positioniert Tesla nicht länger nur als Autobauer, sondern als Unternehmen für Robotik und Künstliche Intelligenz. Das hat zu einer Marktkapitalisierung von 1,1 Billionen US-Dollar geführt, obwohl der Absatz vielerorts zusammenbricht.

Laut einer Analyse von Morgan Stanley ist Teslas globale Flotte von fast acht Millionen Fahrzeugen der größte strategische Vorteil. Denn die Fahrzeuge sammeln ständig Daten zur Verbesserung der autonomen Fahrsoftware von Tesla. Da kann Waymo nicht mithalten.

Doch "Tesla jetzt schon an die Spitze zu katapultieren – oder auch nur auf Platz zwei – für etwas, das sie noch gar nicht machen, erscheint mir verfrüht", widerspricht Selika Talbott, CEO und Gründerin der Strategieberatung Autonomous Vehicle Consulting: "Ich sehe Tesla und Waymo nicht gleichauf."

Zumal es am Markt noch andere Wettbewerber gibt. May Mobility, unterstützt von Toyota, ist das einzige andere Unternehmen mit Robotaxis auf öffentlichen Straßen. Die Amazon-Tochter Zoox plant trotz Rückschlägen, noch dieses Jahr den kommerziellen Betrieb zu starten. Volkswagen testet Robotaxis mit Mobileye-Technologie in Austin. Auch das Start-up Avride testet autonome Fahrzeuge in der Stadt.

Andere Hersteller haben ihre Bemühungen rund um das Robotaxi zurückgefahren. Ford, General Motors und Hyundai haben entsprechende Projekte in den vergangenen Jahren eingestellt. Denn sich von einer kleinen Flotte mit einem Dutzend Fahrzeugen zu einem öffentlich zugänglichen Dienst mit Hunderten Fahrzeugen zu entwickeln, ist enorm komplex.

Deshalb lehnt Krafcik die Idee ab, dass Tesla eine Bedrohung für Waymo sein soll. Tesla liege in Bezug auf Sicherheit, Leistung und real zurückgelegte Kilometer Jahre hinter Waymo: "Derzeit ist unklar, ob Teslas technischer Ansatz diese Lücken jemals schließen wird."

Auch deshalb hat die Investmentfirma Morningstar erklärt, dass sie nicht davon ausgeht, dass Tesla vor dem Jahr 2028 in der Lage sein wird, einen funktionierenden Robotaxi-Dienst zu betreiben.

Grayson Brulte erinnert jedoch daran, dass Tesla Fahrzeuge günstig produzieren kann und in den Vereinigten Staaten eine hohe Markenbekanntheit genießt. Künftig sollen Tesla-Besitzer ihre Autos zudem für autonome Fahrdienste zur Verfügung stellen und daran verdienen können.

Das könnte erklären, warum Waymo und Toyota kürzlich eine Partnerschaft eingegangen sind, die unter anderem die Nutzung von Waymos Software in Toyota-Fahrzeugen vorsieht. Diese Fahrzeuge könnten an normale Kunden verkauft oder im Uber-Netz eingesetzt werden, sagt Brulte.

Aus seiner Sicht wird Ubers Rolle bei der Entwicklung von Robotaxis unterschätzt. Der Fahrdienstvermittler hatte seine eigene Entwicklung autonomer Fahrzeuge nach einem tödlichen Unfall im Jahr 2018 eingestellt.

Heute aber kooperiert Uber unter anderem mit Unternehmen wie Waymo und May Mobility. In Austin vermittelt Uber über seine Plattform Waymo-Robotaxis – und diese Zusammenarbeit soll demnächst auf Atlanta ausgeweitet werden.

Ob Waymo und Uber auch in Zukunft zusammenarbeiten oder eines Tages in Konkurrenz zueinander treten, bleibe offen, sagt Brulte. Ubers Ziel sei es, auf egal welche Weise der Fahrdienstvermittler der Wahl zu bleiben – auch im Zeitalter der Robotaxis.

Dieser Artikel ist zuerst bei der amerikanischen Automobilwoche-Schwester Automotive News erschienen. Er wurde von KI übersetzt und von einem Redakteur der Automobilwoche bearbeitet.