Zusätzlich zu By-Wire-Technologien und Ideen für das Chassis der Zukunft zeigt der Zulieferer bei der IAA moderne Hybridantriebe, auch wenn die auf einem großen Markt "so gut wie keine Rolle" spielen.
Chassis 2.0 von ZF: Ein ganzheitlicher Ansatz für die Entwicklung von Fahrerassistenzsystemen.
Beim Zulieferer ZF Friedrichshafen stehen die Themen Software-definierte Fahrzeuge, automatisiertes Fahren und E-Mobilität im Fokus. Für ZF-Vorstandschef Holger Klein ist das Unternehmen "bestens positioniert für stabile Trends wie das Software-definierte Fahrzeug und die Elektrifizierung des Antriebs".
Der Zulieferer sieht sich als führender Anbieter von Steer-by-Wire- und Brake-by-Wire-Lösungen mit Serienaufträgen von chinesischen, europäischen und nordamerikanischen Autoherstellern.
Auch der Zulieferer Bosch will mit By-Wire-Technologien bis 2032 kumuliert mehr als sieben Milliarden Euro Umsatz erreichen. Stefan Hartung, Vorsitzender der Bosch-Geschäftsführung, ist davon überzeugt, dass die Nachfrage nach dieser Schlüsseltechnologie in den 2030er-Jahren noch weiter steigen wird.
Ein weiterer Schwerpunkt von ZF liegt auf dem Thema Chassis: Mit dem Konzept Chassis 2.0 verfolgt ZF einen ganzheitlichen Ansatz für die nächste Generation intelligenter Fahrwerksysteme.
Eine Schlüsselrolle übernimmt die ZF-eigene Software cubiX: Sie vernetzt Aktuatoren (Geräte, die Energie in Bewegung umsetzen) intelligent und markenunabhängig – auch ohne mechanische Komponenten von ZF.
Im Markt für elektrifizierte Antriebe positioniert sich der Zulieferer mit einer flexiblen Plattform, die eine Vielzahl von Antriebskonfigurationen ermöglichen soll. ZF sieht darin einen Schlüssel, um die von Kunden erwarteten kürzeren Entwicklungszeiten, schnelleren Innovationszyklen, bessere Integration und optimierte Kosten zu realisieren.
Technische Basis ist die auf der IAA vorgestellte E-Antriebsplattform Select. Sie umfasst die Komponenten E-Motoren, Inverter, Konverter, Reduziergetriebe sowie Software. Diese decken auch Hybridlösungen wie das Konzept des neuen Achtgang-Automatgetriebes 8HP evo und den erstmals auf der IAA vorgestellten Range Extender ab.
Zur Renaissance des Hybridantriebs erklärte Mathias Miedreich, Chef der Antriebssparte von ZF im Gespräch mit der Automobilwoche: "Vor drei oder vier Jahren war ich auch der Meinung, dass die Elektromobilität eher digital vom Verbrenner zum Elektromotor kommt."
Aber es zeige sich, dass die Meinungen der Autofahrer in den verschiedenen Weltregionen deutlich voneinander abweichen. "Wir müssen viel technologieoffener sein."
Nach seiner Einschätzung ist der Plug-in-Hybrid vor allem für den chinesischen und den europäischen Markt relevant. "In den USA spielt er so gut wie keine Rolle."
Um die Effizienz elektrischer Antriebe zu verbessern, hat der Zulieferer mit TherMaS ein Thermomanagementsystem für rein elektrisch betriebene Fahrzeuge zur Marktreife entwickelt.
Das optimierte Thermomanagement und die effizientere Nutzung der Abwärme des Antriebsstrangs konnten in Tests die elektrische Reichweite im Winterbetrieb um bis zu zehn und unter Extrembedingungen um bis zu 30 Prozent steigern, heißt es bei ZF.
Um Assistenzsysteme und die dazu notwendige Vernetzung von Fahrzeugfunktionen zu realisieren, setzen derzeitige Fahrzeugarchitekturen auf Domain- und Zonencontroller oder Zentralrechner. Diese zentralen Steuereinheiten ersetzen zum einen die Flut dezentraler, Hardware-gebundener Steuergeräte, benötigen aber auch immer mehr Rechenleistung.
ZF bietet hier die ProAI-Familie als Zentralrechner, die sich laut Unternehmensangaben für alle Fahrzeugplattformen, Softwareanwendungen und E/E-Architekturen eignet. Innerhalb dieser Familie gibt es von ZF nun auch kostengünstigere Recheneinheiten für Serienmodelle.
ProAI lasse sich individuell und bedarfsgerecht für alle Fahrzeugklassen, Typen und Architekturen konfigurieren. Das Spektrum reiche von kostengünstigen Einstiegsmodellen für reine Frontkamerasysteme oder reine Parkassistenzsysteme über leistungsstarke Komfortkonfigurationen für ADAS- und Fahrwerklösungen der Stufen 2+ und 3 im Premiumsegment bis hin zu All-in-One-Supercomputern.
Diese seien in der Lage, komplett autonome Anwendungen zu steuern. Damit stehe ProAI bei ZF für alle Rechenlösungen im Automobilbereich.
