6000 ZF-Beschäftigte warten dort besorgt auf eine wichtige Entscheidung. Zugleich will Schaeffler 590 Jobs streichen.
ZF-Standort Schweinfurt: Ende des September erhoffen sich die Mitarbeiter mehr Klarheit darüber, wie sicher ihre Arbeitsplätze sind.
Der Industriestandort Schweinfurt steht vor schwierigen Zeiten. Mehr als 13.000 Menschen arbeiten für die großen Zulieferer ZF Friedrichshafen und Schaeffler. Beide Unternehmen streichen tausende Jobs. Schweinfurt wird von der Krise der Zulieferer besonders hart getroffen.
So beschäftigt der hoch verschuldete Zulieferer ZF an seinem fränkischen Standort insgesamt 8600 Menschen, davon entfallen rund 6000 auf die Division E. Dort bündelt der Konzern seine Pkw-Antriebstechnologien.
Im Umfeld der von Mitarbeiterprotesten begleiteten ZF-Aufsichtsratssitzung Ende Juli wurde ein Papier mit dem Titel "Bündnis für Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung" beschlossen.
Bis Ende September wollen Unternehmensführung und Arbeitnehmervertretung demnach eine gemeinsame Lösung für die Division E erarbeiten. Dabei geht es um Zugeständnisse von Beschäftigten wie reduzierte Arbeitszeiten, aber auch um Forderungen der Arbeitnehmer nach einem Verbleib der Division E im Konzern.
Oliver Moll, ZF-Betriebsratsvorsitzender in Schweinfurt, befürchtet, dass mindestens 800, im ungünstigen Fall sogar bis zu 4000 Arbeitsplätze abgebaut werden könnten. Das hänge davon ab, "welche Szenarien verfolgt werden", sagte er der Automobilwoche.
ZF hat seit Anfang vergangenen Jahres weltweit 11.200 Vollzeitstellen abgebaut. Davon entfallen 5700 auf Deutschland. Zudem sind für 4700 Vollzeitstellen Altersteilzeitverträge vereinbart worden, oder Mitarbeiter sind planmäßig in den Ruhestand gegangen. Im Sommer 2024 hatte das Unternehmen angekündigt, bis 2028 bis zu 14.000 Stellen in Deutschland abzubauen.
Konkrete Zahlen zum Arbeitsplatzabbau in Schweinfurt gibt es bei Schaeffler: Das Unternehmen will rund 590 Stellen in seiner Industriesparte streichen. Entsprechende Medienberichte hat der Zulieferer inzwischen bestätigt. Betroffen sind davon die Verwaltung und sogenannte indirekte Bereiche, wozu beispielsweise die IT, der Einkauf oder das Personalwesen gehören. Insgesamt beschäftigt das Unternehmen in Schweinfurt rund 5100 Mitarbeiter.
Allerdings werden auch mehr als 100 Stellen vom Standort Steinhagen nach Schweinfurt verlagert. Der Schaeffler-Vorstand hatte beschlossen, den nordrhein-westfälischen Standort mit zirka 200 Beschäftigten bis Ende 2026 zu schließen. Dort werden vor allem Gelenklager für industrielle Anwendungen produziert. Der Zulieferer begründete den Schritt mit einer seit Jahren negativen Umsatzentwicklung.
Schaeffler hatte im November vergangenen Jahres angekündigt, europaweit 4700 Arbeitsplätze abzubauen, davon 2800 in Deutschland. Dabei werden auch einige Stellen innerhalb Europas oder ins nicht europäische Ausland verlagert. Das Unternehmen sprach von einem Nettoabbau von 3700 Arbeitsplätzen. Für Schweinfurt befürchtet der Betriebsrat den Verlust von insgesamt rund 700 Stellen.
