"Letztes Jahr war extrem schmerzhaft", sagt Nils Wollny. Der Gründer und CEO von Holoride blickt auf die des Münchner Start-ups 2024 zurück. Für Wollny war das Scheitern jedoch nicht das Ende, sondern ein Neuanfangs. Heute, ein Jahr später, steht Holoride wieder – schlanker, fokussierter und mit einem Geschäftsmodell, das zur aktuellen Zeit passt.
Nach Insolvenz: Start-up Holoride setzt auf das B2B-Geschäft
Serie zu Automotive-Start-ups. Teil 1: Mit einem kleineren Team und angepasstem Geschäftsmodell will Holoride wieder angreifen – aus Asien.
Holoride startete 2018 als Audi-Spin-off mit einer visionären Idee: Virtual-Reality-Erlebnisse für Autofahrten. Passagiere sollten mit VR-Brillen Spiele erleben, die sich in Echtzeit an die Bewegungen des Fahrzeugs anpassen. Die Technik war beeindruckend, aber die Lösung zu speziell – und ihrer Zeit voraus.
"Wir waren damals zu früh mit unserer Idee", räumt Wollny heute ein. Als ein Investor absprang, folgte 2024 die Insolvenz. Für viele wäre das das Ende – für Wollny war es ein Wendepunkt.
Gemeinsam mit Investoren gründete er die Holoride Technologies Group neu – mit Sitz in Singapur. Die Patente und Technologien blieben erhalten, die europäische Tochter in München kümmert sich um Entwicklung und Vertrieb.
Der Schritt nach Asien war strategisch: "Vor allem in China sehen wir enormes Potenzial“, sagt Wollny. Dort ist die Offenheit für digitale Mobilitätslösungen größer, und die Märkte wachsen rasant.
Auch das Produkt hat sich grundlegend verändert: Statt auf VR-Spiele für den Rücksitz setzt Holoride heute auf B2B-Lösungen für "Geospatial-Intelligence". Ein aktuelles Projekt: der AI Audio Travel Assistant, entwickelt mit Valtech Mobility.
Die Anwendung verwandelt Autofahrten in personalisierte Audio-Erlebnisse – mit Echtzeitdaten, KI und Standortinformationen. So entsteht ein smarter City Guide der Kultur, Geschichte und Unterhaltung entlang der Route liefert. "Wir wollen Mobilität erlebbar machen", so Wollny.
Aus der Krise hat Wollny vor allem eines gelernt: Fokus schlägt Größe. Nach der Insolvenz reduzierte er sein Team von 60 auf sechs Personen. "Für ein gutes Team brauchst du nicht viele Menschen. Du brauchst die Richtigen", sagt er. Diese Fokussierung hat Holoride agiler gemacht – und widerstandsfähiger.
Gleichzeitig hat sich auch der Blick auf den Markt geschärft: Statt auf ein Nischenprodukt setzt Holoride nun auf skalierbare Plattformlösungen, die sich flexibel an Kundenbedürfnisse anpassen lassen. "Wir haben aus der Krise gelernt. Jetzt ist die Zeit, unser Potenzial auszuschöpfen."
Holoride ist eins der Start-ups, die auf dem Automobilwoche-Kongress am 19. und 20. November in Berlin in der Start-up-Session ihr Geschäftsmodell und ihre Technologie vorstellen. Alle Start-ups, die dort auftreten, hat die Redaktion der Automobilwoche gemeinsam mit McKinsey kuratiert und ausgewählt.