Kommentar: Das Aus von Intel-Magdeburg ist eine Chance für Europa

Intels Ankündigung, in Europa keine neuen Chipfabriken zu bauen, mag kurzfristig für die betroffenen Regionen Magdeburg und Breslau schmerzhaft sein. Doch die Erwartungen an die Strahlkraft der Projekte waren ohnehin überzogen. 

Jetzt besteht die Chance und geradezu die Notwendigkeit, Europas Chipversorgung aus eigener Kraft zukunftssicher aufzustellen – ohne amerikanische oder asiatische Investoren. 

Für die Autobranche wichtiger ist die derzeit im Bau befindliche Chipfertigung des taiwanesischen Konzerns TSMC in Dresden. Die dort ab 2027 gemeinsam mit Bosch, Infineon und NXP produzierten Chips haben eine geringere Technologiestufe, der Kundenkreis dafür ist daher größer.

Der Verzicht von Intel auf die 30-Milliarden-Euro Investition für eine Chipfabrik in Magdeburg und eine etwas kleinere Fabrik im polnischen Breslau kommt ohnehin nicht überraschend. Bereits im September hatte Intel erklärt, der Baubeginn würde sich wohl um zwei Jahre verzögern.

Festzuhalten bleibt: Intel verzichtet nicht auf die Fabriken in Europa, weil die Standorte ungeeignet oder der regionale Bedarf unzureichend wären. Vielmehr ist das Aus der Schwäche und den milliardenschweren Verlusten von Intel geschuldet.

Jetzt gilt es um so drängender, in Europa und Deutschland die Voraussetzungen zu schaffen, um die Zukunftsbranche Halbleitertechnik dauerhaft zu etablieren. Eine neue Abhängigkeit von amerikanischen oder asiatischen Unternehmen würde dagegen das Elend der Europäer in dieser Branche nicht beseitigen.

Halbleitertechnik, Künstliche Intelligenz und Cloud-Infrastruktur gehören im übrigen zu ein und demselben Ökosystem. Nur wenn diese Felder zusammen gedacht werden, können sie langfristig wachsen und sich aus eigener Kraft innovativ weiterentwickeln.

Die Milliarden an Fördermitteln, die nun nicht nach Magdeburg und Breslau fließen, sollten explizit für europäische Projekte mit dieser Stoßrichtung verwendet werden.