Europachef Jean-Philippe Imparato macht zwei Vorschläge, mit denen die CO2-Ziele trotz weniger E-Autos erreicht werden sollen. Doch sie dürften auf Widerstand stoßen.
Fiat Panda Cross: Günstige Kleinwagen gibt es in Europa kaum noch. Imparato schlägt deshalb eine neue Klasse von Fahrzeugen vor, für die geringere Sicherheitsstandards gelten sollen.
Vor dem Strategiedialog zwischen der EU und der europäischen Autoindustrie bringt Stellantis zwei Vorschläge ein, um CO2-Emissionen zu senken – ohne allein auf teure batterieelektrische Fahrzeuge zu setzen.
Der erste Ansatz: ein CO2-Gutschriften-Modell. Wer ein mehr als zehn Jahre altes Auto verschrottet und durch ein neues oder maximal drei Jahre altes Gebrauchtfahrzeug ersetzt, soll den Herstellern ein CO2-Guthaben von 70 Gramm pro Kilometer sichern.
"So könnten die Unternehmen ihre Ziele erfüllen, ohne Strafen zu riskieren oder auf staatliche Subventionen angewiesen zu sein", sagte Europa-Chef Jean-Philippe Imparato auf der IAA.
Zweiter Vorschlag: eine neue Fahrzeugklasse für Modelle unter 3,5 Metern Länge mit abgesenkten Sicherheitsstandards, um Preise unter 15.000 Euro zu ermöglichen. Damit will Imparato eine Marktlücke schließen. 2018 gab es in Europa noch 49 Modelle unter dieser Schwelle, heute gibt es fast keine mehr.
Die Ideen hat Stellantis beim europäischen Herstellerverband ACEA eingereicht, wo sie auf geteilte Reaktionen stießen. Auch andere Hersteller, darunter Renault mit Ex-Chef Luca de Meo, haben sich bereits für eine Kleinstwagen-Kategorie nach Vorbild der japanischen Kei-Cars ausgesprochen.
Imparato geht jedoch weiter: In seiner Vision wären nicht nur E-Autos, sondern auch Verbrenner erlaubt – ähnlich wie beim brasilianischen Programm "Carro Popular". Diese Idee dürfte vor allem beim Umweltschützern auf wenig Begeisterung stoßen.
Hintergrund: Der europäische Fahrzeugbestand altert rapide. Das Durchschnittsalter liegt bei zwölf Jahren, 150 Millionen Pkw sind älter als zehn Jahre. Selbst ein E-Auto-Anteil von 30 Prozent entspräche lediglich 4,5 Millionen Fahrzeugen pro Jahr – angesichts von 250 Millionen Pkw auf Europas Straßen ein Tropfen auf den heißen Stein.
Laut Imparato könnte nur eine Kombination aus Flottenerneuerung und bezahlbaren Kleinstwagen die CO2-Ziele realistisch erreichbar machen. Im vergangenen Jahr schrumpfte das Segment der Kleinstwagen in Europa um 22 Prozent auf 545.500 Einheiten.
Ursula von der Leyen: Die Präsidentin der EU-Kommission kündigte eine Initiative für kleine, bezahlbare Autos an.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen will ebenfalls eine Initiative für kleine, bezahlbare Autos starten. "Millionen Menschen in Europa wollen bezahlbare europäische Autos kaufen", sagte sie in einer Rede im Europaparlament.
Im Gegensatz zu Imparato setzt sie für die Zukunft jedoch auf Elektroautos, wie die Nachrichtenagentur DPA berichtet. Deshalb soll die EU 1,8 Milliarden Euro für die Batterieproduktion in Europa bereitstellen.
Zugleich bekräftigte von der Leyen, die Klimavorgaben der EU für Autos überprüfen zu wollen. Dabei werde man den Grundsatz der Technologieoffenheit respektieren. Die Industrie hofft seit Monaten auf eine Aufweichung des für 2035 geplanten faktischen Verbrenner-Verbots.
