Es heißt immer wieder, Cupra sei das Ende von Seat…
Ich kenne diese ständigen Diskussionen. Cupra ist nicht das Ende von Seat, sondern die Zukunft. Das heißt aber nicht, dass Cupra Seat ersetzen wird. Das heißt auch nicht, dass Seat verschwinden wird. Ich habe das große Glück, beide Marken führen zu können. Wir brauchen Seat und Cupra. Eine Marke konzentriert sich mehr auf Verbrenner, eine Marke mehr auf vollelektrische Fahrzeuge. In unseren Fabriken können wir so beide Antriebsoptionen bedienen. Das ist wichtig, weil wir flexibel bleiben müssen. Das Tempo der Transformation kann niemand vorhersagen. Lange lief der Absatz von Elektroautos auf dem deutschen Markt gut, dann kommt die Bundesregierung und zieht der Förderung vom einen auf den anderen Tag den Stecker. Aber die Nachfrage wird wieder anspringen, sie muss es sogar, denn der Weg ist der einzig richtige. Die Dekarbonisierung muss das Ziel sein. Wenn Sie in Barcelona leben und es dort zwei Jahre nicht geregnet hat, versteht man das umso besser.
Wie sehr nervt Sie dann die aktuelle politische Debatte um eine Abkehr vom Verbrenner-Aus in der EU 2035?
Wenn ich jetzt sagen würde, dass mich das alles nervt, hätten Sie eine schöne Headline (lacht). Ich will es so formulieren: Wir müssen den Fokus richtig legen. Es ist für mich völlig unverständlich, wie man das Ziel einer vollständigen Dekarbonisierung infrage stellen kann. Die Diskussion um den richtigen Zeitpunkt ist allerdings berechtigt. Nur würde ich mir wünschen, dass man stärker darüber diskutiert, wie man das derzeitige Ziel erreichen könnte.
Wie könnte man es denn erreichen?
Mit kurzfristiger und konkreter Planung, statt der Diskussion über die Verschiebung langfristiger Ziele. Kaum einer der Politiker, die das Nullemissionsziel 2035 in der EU verabschiedet haben, wird in elf Jahren noch im Amt sein. Die Politiker müssten sich aus meiner Sicht viel stärker fragen: Was passiert denn in der Zeit meines Mandats? Was können wir in diesem Zeitraum konkret verändern? So arbeiten wir bei Cupra ja auch, wir machen unsere Hausaufgaben. Aber jetzt braucht es Bekenntnisse der Politik.