Audi, Porsche, Mercedes, Vermieter: Betrugswelle erschüttert Gebrauchtwagenhandel

Eine Welle an Betrugsversuchen schwappt derzeit über die Automobilbranche. Betroffen sind Hersteller wie Audi, Porsche und Mercedes, aber auch Vermieter und der Fuhrparkservice der Bundeswehr. Im Fokus der Kriminellen stehen sowohl Autohändler als auch Endverbraucher.

Mit gefälschten Angebotskatalogen sind Kriminelle im Fall von Audi, Porsche und Mercedes per Mail an Verbraucher herangetreten. Gefälschte Schreiben mit Verkaufsangeboten kursieren auch vom BW-Fuhrparkservice sowie von Vermietern. Diese richten sich jedoch mit vermeintlich günstigen jungen Gebrauchten an Autohäuser.

Die betrügerischen Machenschaften im Gebrauchtwagenhandel reihen sich an andere kriminelle Aktivitäten, die derzeit die Wirtschaft erschüttern. So versuchen Kriminelle seit Monaten mit gefälschten DHL-Nachrichten an Verbraucherdaten und Geld zu kommen.

Zur aktuellen Betrugsmasche im Autohandel äußert sich das Bundeskriminalamt nicht. "Das Phänomen des Betrugs beim Verkauf von Gebrauchtwagen beziehungsweise Leasingrückläufern ist dem Bundeskriminalamt grundsätzlich bekannt", so ein BKA-Sprecher.

Das BKA verweist auf die polizeiliche Kriminalstatistik des vergangenen Jahres. Demnach registrierte die Behörde im vergangenen Jahr lediglich 185 Fälle von "betrügerischem Erlangen von Kfz" (§ 263/§ 263a Strafgesetzbuch). Eine Unterscheidung in Neuwagen und Gebrauchte macht die Polizei nicht.

Die aktuelle Entwicklung dürfte die Zahlen der nächsten Statistik ändern. Bereits Ende Februar warnte der Sportwagenbauer Porsche die Öffentlichkeit vor der aktuellen Betrugsmasche im Namen des Herstellers und seiner Händler.

"Wir haben die Polizei frühzeitig über die Betrugsversuche informiert und Anzeige erstattet", sagte eine Porsche-Sprecherin. "Einen aktuellen Ermittlungsstand kennen wir nicht."

Die Kriminellen scheinen sich davon nicht abschrecken zu lassen. "Bis dato kontaktieren die Täter weiterhin willkürlich Personen und Unternehmen und geben sich als Unternehmen des Porsche Konzern beziehungsweise der Porsche Handelsorganisation aus“, so die Sprecherin.

Porsche und seine Händler würden regelmäßig Anfragen von Personen erhalten, die kontaktiert wurden.

Ende April ging Mercedes mit einem ähnlichen Warnhinweis an die Öffentlichkeit. Auch hier erwecken die Täter den Anschein von sehr günstigen Schnäppchen im Namen existierender oder erfundener Mercedes-Niederlassungen oder Vertriebspartner.

Zur aktuellen Situation will sich der Hersteller nicht äußern. Ein Sprecher sagt lediglich: "Mercedes-Benz hat Strafanzeige unter anderem wegen Betrugs und Urkundenfälschung erstattet und unterstützt die Ermittlungen der Behörden."

Die Zunahme der Betrugsversuche dürfte kein Zufall sein. "Mit künstlicher Intelligenz kann jeder schnell und problemlos Angebotskataloge erstellen", sagt ein Sprecher einer ermittelnden Polizeidienststelle, der nicht genannt werden will.

Die Technologie habe sich zuletzt sehr schnell weiterentwickelt. Entsprechende Daten können häufig problemlos abgerufen werden.

Ein weiterer Aspekt: Die in den vergangenen Jahren schnell gestiegenen Fahrzeugpreisen und nun stattfindende Rabattschlacht. Verbraucher hoffen auf Schnäppchen – in allen Preisklassen.

Das gilt auch für Autohändler, die mit vermeintlich günstigen Gebrauchten des BW-Fuhrparkservice oder von Vermietern in die Falle tappen.

Mit echt aussehenden E-Mail-Adressen wollen die Täter den Eindruck erwecken, es stecke eine bundesweit bekannte Autovermietung dahinter. Über gefälschte Telefonnummern nehmen sie Kontakt zu Autohäusern auf.

"Das Perfide hierbei ist, dass teilweise Namen von tatsächlich existierenden Mitarbeitern der Autovermietungen verwendet werden, um einen noch seriöseren Eindruck zu erwecken", so die Polizei Anklam, bei der fünf Fälle vorliegen, der letzte vom April.

Zeigt ein Händler Interesse, erhält er gefälschte Unterlagen. In allen Fällen in Vorpommern gingen die geschädigten Autohändler in Vorkasse und überwiesen hohe fünfstellige Beträge im Glauben, günstige Gebrauchtwagen zu erwerben, erhielten die bezahlten Autos jedoch nie.