Old- und Youngtimer: Milliardenmarkt mit Risiken

Historische Fahrzeuge sind für Kfz-Werkstätten ein Zukunftsgeschäft mit Risiken. Dies geht aus der Studie "Wirtschaftsfaktor Young- und Oldtimer 2025" hervor, die BBE Automotive und Wolk & Nikolic gemeinsam zum sechsten Mal aufgelegt haben. Befragt wurden mehr als 2000 Fahrzeughalter und über 100 Werkstätten. Vor allem die Teileverfügbarkeit macht demnach zu schaffen.

Dabei ist das Potenzial groß: Rund 3,5 Milliarden Euro investieren Halter jährlich in ihre Oldtimer (30 Jahre und älter) und weitere 4,5 Milliarden Euro die Besitzer von Youngtimer (20 bis 29 Jahre). "Der Markt bleibt in den nächsten fünf bis sieben Jahren stabil und verändert sich weiter hin zu preiswerteren Volumenfahrzeugen", sagt Zoran Nikolic, Geschäftsführer Wolk & Nikolic. 

Im Schnitt investiert jeder Oldtimerbesitzer jedes Jahr 2200 Euro in Wartung, Reparatur, Restaurierung und Karosseriearbeiten, bei Youngtimern ist es mit durchschnittlich 1500 Euro etwas weniger.

Insgesamt gibt es in Deutschland knapp 1,7 Millionen Oldtimer und fünf Millionen Youngtimer. Im weit gefassten Youngtimer-Begriff ab 15 Jahren sind es sogar mehr als 11,8 Millionen Pkw.

Dabei spielen die hochpreisigen Oldtimer oft eine kleine Rolle. Rund 45 Prozent der Fahrzeuge sind in den niedrigen Preisklassen bis 10.000 Euro, weitere 35 Prozent liegen zwischen 10.000 und 20.000 Euro. Als echte Sammlerstücke, bei denen Preise über 250.000 Euro erzielt werden, zählen gerade mal rund 4300 Oldtimer.

Wenig überraschend: Die deutschen Marken dominieren den Markt mit mehr als zwei Drittel der Oldtimer. Erst dann kommt mit Fiat der erste Importeur. Bei den Youngtimern haben auch die internationalen Hersteller große Volumina: Renault und Toyota kommen auf mehr als 400.000 Fahrzeuge, bei Fiat und Peugeot sind es mehr als 300.000. 

Doch das könnte noch zu Schwierigkeiten führen: Denn die Ersatzteilversorgung ist schon jetzt bei vielen Marken ein Problem. Bei 21 Prozent der Oldtimer-Besitzer sei die Teileverfügbarkeit (eher) schlecht, es hapert vor allem bei Elektronik- (32 Prozent) und Karosserieteilen (44 Prozent).

Dies bestätigen Werkstätten, die die Teilversorgung noch kritischer sehen. Knapp jeder zweite Betrieb (47 Prozent) empfindet sie als weniger gut oder schlecht, bei Elektronik- (70 Prozent) und Karosserieteilen (69 Prozent) sind es mehr als zwei Drittel. 

Die Marken Porsche (81 Prozent), Mercedes (72 Prozent), VW (62 Prozent) und BMW (53 Prozent) werden von den Werkstätten bezüglich der Teileversorgung mehrheitlich noch als gut oder sehr gut beurteilt. 

Als schwierig wird vor allem Ford gesehen: 57 Prozent beurteilen die Teilversorgung als weniger gut oder schlecht, lediglich acht Prozent sprechen von einer (sehr) guten Situation. Opel polarisiert: 42 Prozent bewerten die Versorgung positiv, 51 Prozent negativ.

Bei vielen Importeuren überwiegt die negative Einschätzung: Bei den italienischen (42 Prozent), asiatischen (38 Prozent) und französischen Marken (36 Prozent) ist die Kritik groß. 

"Die teilweise extrem schlechte Teileversorgung könnte im schlimmsten Fall zu Stilllegungen verschiedener Modelle führen. Hier braucht es neue Lösungen zum Beispiel durch mehr Kooperationen in der Ersatzteilbranche", so Nikolic.

Das ist nicht das einzige Problem der Branche: Viele Werkstätten haben Schwierigkeiten, Fachkräfte zu finden. 95 Prozent der Betriebe stuft die Fachkräftegewinnung als schwierig bis extrem schwierig ein. Nur für jede 20. Werkstätte ist sie "eher unkompliziert".

"Es droht ein gravierender Mangel an Fachkräften. Der Wissenstransfer muss neu organisiert werden", sagt Studienautor Gerd Heinemann von BBE Automotive. Zudem sind die Betriebe-Inhaber im Durchschnitt bereits 56 Jahre alt, entsprechend ist es für viele Unternehmer Zeit, die Nachfolge zu organisieren.