Die Suche nach einer nachhaltigen Alternative zu fossilen Kraftstoffen im Straßenverkehr ist eine zentrale Herausforderung der globalen Energiewende. Können nichtfossile Kraftstoffe wie Bio-Kraftstoffe und eFuels diese Lücke füllen und eine emissionsfreie Mobilität ermöglichen? Auf dem "46. Internationalen Wiener Motorensymposium" 2025 wurden verschiedene Perspektiven zu dieser Frage diskutiert.
Der Verbrenner lebt? Die unterschätzte Kraft der Moleküle
Die Suche nach klimaneutralen Alternativen zu fossilen Kraftstoffen steht im Fokus der globalen Mobilitätswende. Beim "46. Wiener Motorensymposium" 2025 wurden Bio-Kraftstoffe und eFuels als Schlüsseltechnologien intensiv diskutiert.
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Erhebliche CO2-Reduktion: eFuels
Dr. Lukas Mauler, Associate Partner, Automotive und Advanced Technologies von Porsche Consulting.
Eine vielversprechende Lösung bieten Bio-Kraftstoffe und eFuels, die aus erneuerbaren Energien und Rohstoffen hergestellt werden. Dr. Norbert W. Alt, Chief Operating Officer (COO) und Geschäftsführer FEV Group GmbH, erklärte in seinem Vortrag, dass Bio-Kraftstoffe bereits eine bedeutende Rolle in der Dekarbonisierung des Verkehrssektors spielen können: "Flüssige Biokraftstoffe wie Bioethanol, Biodiesel und Hydriertes Pflanzenöl (HVO) sind derzeit die einzige verfügbare Alternative, um fossile Brennstoffe zu ersetzen, besonders im Schwerlastverkehr und für Lkw". Diese Kraftstoffe sind einfach zu handhaben, können in bestehende Infrastruktur integriert werden und bieten eine kurzfristige Lösung zur Reduktion der CO2-Emissionen.
Noch vielversprechender für die Zukunft sind eFuels, synthetische Kraftstoffe, die aus grünem Wasserstoff und CO2 hergestellt werden. Dr. Lukas Mauler, Associate Partner, Automotive und Advanced Technologies von Porsche Consulting, betonte in seinem Vortrag am Freitag mittags in der lichtdurchfluteten Galerie der Wiener Hofburg, die potenzielle Rolle von eFuels für die Reduktion der CO2-Emissionen in bestehenden Fahrzeugflotten: "Die Produktion von eFuels kann die CO₂-Emissionen erheblich reduzieren, insbesondere in Sektoren, die schwer elektrifizierbar sind, wie der Luftfahrt oder dem Schiffsverkehr".
Die Möglichkeit, eFuels in Bestandsflotten zu integrieren, mache sie zu einer flexiblen Lösung. So könnten sogar Fahrzeuge, die mit Verbrennungsmotoren ausgestattet sind, auf CO2-neutrale Kraftstoffe umgestellt werden, ohne dass eine neue Infrastruktur aufgebaut werden müsse.
eFuels als schnelle Übergangslösung
Gavin Dober, Research and Development Manager bei Phinia
Gavin Dober, Research and Development Manager bei Phinia, hob hervor: "Die Entwicklung von eFuels ist eine der wenigen Technologien, die die bestehende Fahrzeugflotte schnell dekarbonisieren kann, ohne dass wir auf die lange Wartezeit für eine vollständige Elektrifizierung angewiesen sind". Der Beitrag von PHINIA auf dem „46. Internationalen Wiener Motorensymposium“ 2025 stellte technologische Fortschritte in der Kraftstoffeinspritzung für Alkoholkraftstoffe vor – von der PFI-Heated-Tip-Technologie bis hin zum weltweit ersten 350-bar-Direkteinspritzsystem für E100. In Tests konnten deutliche Effizienzgewinne, reduzierte Emissionen und verbesserte Kaltstartfähigkeit erzielt werden. PHINIA entwickelt Systeme für E100 und M100 mit globaler Anwendungsvielfalt – von Motorrädern bis zu Nutzfahrzeugen.
Trotz des Potenzials dieser nichtfossilen Kraftstoffe gibt es erhebliche Herausforderungen, die noch gemeistert werden müssen. Prof. Dr. Werner Tillmetz von der Uni Ulm wies darauf hin, dass der Übergang zu einer vollständigen Dekarbonisierung der Mobilität nicht ohne Schwierigkeiten vonstattengehen kann: „Die Herstellung von eFuels ist noch in den Kinderschuhen, und wir müssen die Produktionskapazitäten bis 2030 erheblich ausbauen, um die Nachfrage zu decken. Das wird eine enorme Herausforderung sein, vor allem aus wirtschaftlicher und logistischer Sicht“.

Grüner Wasserstoff ist zentral für die Energiewende in Deutschland. Er soll sektorenübergreifend als klimafreundlicher Energieträger dienen. Bis 2030 sind 10 GW Elektrolyseleistung geplant, um die Produktion zu stärken – Ziel ist Klimaneutralität bis 2045.
Ein weiteres Problem, das auf dem Symposium thematisiert wurde, ist die Verfügbarkeit von grünem Wasserstoff. Obwohl der Einsatz von Wasserstoff als Basis für eFuels eine vielversprechende Lösung darstellt, bleibt die Produktion von grünem Wasserstoff in ausreichendem Maße eine der größten Hürden. "Aktuell sind wir noch nicht in der Lage, genügend grünen Wasserstoff kostengünstig zu produzieren, um die Nachfrage im Verkehrssektor zu befriedigen", so Dr. Norbert W. Alt, Chief Operating Officer (COO) und Geschäftsführer FEV Group GmbH.
Die Diskussion auf dem „Wiener Motorensymposium“ hat gezeigt, dass nichtfossile Kraftstoffe wie Bio-Kraftstoffe und eFuels durchaus das Potenzial haben, eine wichtige Rolle bei der Dekarbonisierung der Straßenmobilität zu spielen. Politik und Industrie müssen sich nun auf eine technologieoffene Strategie einlassen, um den Übergang zu einer klimaneutralen Mobilität langfristig zu gewährleisten.