Die Elektrifizierung von Nutzfahrzeugen und Bussen erfordert eine Ladeinfrastruktur, die in der Lage ist, hohe Energiemengen in kurzer Zeit zu übertragen. Insbesondere für den Langstreckenverkehr und den Einsatz von großen Fahrzeugflotten sind schnelle Lademöglichkeiten unerlässlich. Diese Anforderungen stellen eine der größten Herausforderungen für die Industrie dar, da die derzeitigen Ladesysteme in Bezug auf Geschwindigkeit und Kapazität an ihre Grenzen stoßen. Auf dem "46. Internationalen Wiener Motorensymposium" 2025 wurden sowohl die technischen Hürden als auch innovative Lösungsansätze für die Entwicklung von Hochleistungsladesystemen präsentiert.
Zwischen Stecker und Strecke: Wie Schnellladen den Fernverkehr verändert
Die Elektrifizierung von Lkw und Bussen erfordert leistungsstarke Ladelösungen. Beim "Wiener Motorensymposium" wurden innovative Ansätze für Hochleistungsladen diskutiert – von MCS-Technologie über Depotladen bis zur nötigen Infrastruktur.
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Der Charging Hub Malataverne von Milence ist ein moderner Lkw-Ladepark in Südfrankreich, speziell für Elektro-Lastwagen konzipiert. Er bietet mehrere Megawatt-Ladepunkte, eine hohe Ladeleistung sowie komfortable Einrichtungen für Fahrer. Der Standort liegt strategisch an wichtigen Verkehrsachsen und unterstützt den nachhaltigen Güterverkehr.
Hochleistungsladen im Schwerlastbereich

"Für den Langstreckenverkehr benötigen wir Ladestationen mit einer Leistung von bis zu 1 Megawatt (MW), um die Fahrzeuge innerhalb der gesetzlichen Pausenzeit von 45 Minuten aufzuladen".
Dorothea Liebig, Delivery Manager E-Mobility Applications, Shell Global Solutions GmbH
Ein zentrales Thema auf dem Symposium war die Entwicklung von Hochleistungsladegeräten, die speziell auf die Bedürfnisse von Batterie-Elektrofahrzeugen (BET) im Schwerlastbereich abgestimmt sind. Dorothea Liebig, Delivery Manager E-Mobility Applications bei Shell Global Solutions GmbH, gab in ihrem Referat am Freitag vormittags im gut besuchten Festsaal zu Bedenken, dass die derzeitigen Ladegeschwindigkeiten für schwere Nutzfahrzeuge, wie etwa Lkw und Busse, noch nicht ausreichen, um den Bedarf des Marktes zu decken: "Für den Langstreckenverkehr benötigen wir Ladestationen mit einer Leistung von bis zu 1 Megawatt (MW), um die Fahrzeuge innerhalb der gesetzlichen Pausenzeit von 45 Minuten aufzuladen". Shell präsentierte Fortschritte im Bereich der MCS-Technologie (abgekürzt für: Megawatt Charging System), die speziell für die schnelle und effiziente Aufladung von Langstrecken-Lkw entwickelt wurde. "Das Megawatt Charging System bietet eine Leistung von bis zu 3 MW. Damit kann ein schweres Nutzfahrzeug innerhalb von 45 Minuten vollständig aufgeladen werden."
Die Herausforderung liege jedoch nicht nur in der Ladeleistung, sondern auch in der effizienten Nutzung der Ladeinfrastruktur. Besonders im städtischen Raum und an Autobahnen müssten geeignete Plätze für Schnellladeparks geschaffen werden. Frederik Zohm, Chief Technology Officer (CTO) bei MAN Truck & Bus, betonte bereits im Eröffnungsplenum: "Für die Elektrifizierung von Lkw und Bussen benötigen wir eine flächendeckende Ladeinfrastruktur, die sowohl die Lasten der Elektromobilität als auch die technischen Voraussetzungen für das Hochleistungsladen berücksichtigt". MAN ist bereits in Projekten wie dem Milence-Joint-Venture involviert, das den Ausbau von mehr als 1.700 Hochleistungsladestationen in Europa bis 2027 vorsieht.

"Für die Elektrifizierung von Lkw und Bussen benötigen wir eine flächendeckende Ladeinfrastruktur, die sowohl die Lasten der Elektromobilität als auch die technischen Voraussetzungen für das Hochleistungsladen berücksichtigt".
Frederik Zohm, Chief Technology Officer (CTO) bei MAN Truck & Bus
Ein weiterer Lösungsansatz bestehe in der flexiblen Kombination von Depot- und On-the-Go-Laden: Während das Depotladen für städtische Busse und Lkw eine wichtige Rolle spielt, die während der Standzeiten aufgeladen werden, ist das On-the-Go-Laden für Langstrecken und die Nutzung auf Autobahnen notwendig. Dr. Liebig erklärte: "Für die praktischen Bedürfnisse im Langstreckenverkehr ist eine Modular-Architektur notwendig, die eine schnelle Installation und Anpassung der Ladeinfrastruktur an verschiedene Fahrzeugtypen ermöglicht".
Das Schnellladesystem für Elektrobusse (SEB), das in Duisburg und anderen Städten installiert wurde, zeige, wie eine schnelle und effiziente Lösung für das Depotladen aussehen kann. Dieses System nutzt mittlere Spannung (10–20 kV) und wandelt diese direkt in die erforderliche Ladeleistung um. Mit einer Effizienz von bis zu 97 % bietet es eine kostengünstige und schnelle Lösung für städtische Busse und ist gleichzeitig hochgradig skalierbar.
Abschließend wurde auf dem Symposium die Notwendigkeit einer einheitlichen Standardisierung und von gesetzlichen Rahmenbedingungen betont, um eine europaweit kompatible Ladeinfrastruktur zu gewährleisten. Dr. Liebig stellte fest, dass "koordinierte Standardisierungsinitiativen wie die Entwicklung des MCS-Systems und die Zusammenarbeit mit internationalen Gremien für die Einführung von Schnellladesystemen entscheidend für den Erfolg sind". Nur mit einer gemeinsamen Strategie können die verschiedenen Ladetechnologien nahtlos miteinander kombiniert und die Ladezeiten weiter optimiert werden.
Die Elektrifizierung des Nutzfahrzeugsektors steht und fällt mit der Entwicklung leistungsfähiger Ladesysteme. Das Hochleistungsladen spielt eine zentrale Rolle, um die Elektrifizierung des Langstreckenverkehrs und von Bussen voranzutreiben. Während die aktuellen Technologien wie MCS bereits vielversprechend sind, bleibt der Ausbau der Infrastruktur sowie die Verbesserung der Ladegeschwindigkeiten auch hier eine kontinuierliche Herausforderung. Entscheidend wird sein, wie gut die Industrie und die Politik zusammenarbeiten, um die benötigte Infrastruktur flächendeckend bereitzustellen und die nötigen Standardisierungen voranzutreiben.

Der Milence Charging Hub in Immingham ist der erste öffentliche Ladepark für E-Lkw im Vereinigten Königreich. Er bietet acht Ladeplätze mit bis zu 400 kW Leistung sowie Fahrerannehmlichkeiten. Der Standort im Able Humber Port unterstützt den Umstieg auf emissionsfreien Güterverkehr.