Elektroautos: Prognosen von Analysten und Händlern unterscheiden sich deutlich

Elektroautos gewinnen zwar an Bedeutung, doch der Handel spürt davon wenig. Laut Kraftfahrtbundesamt war im Juli rund jede fünfte der insgesamt knapp 265.000 Pkw-Neuzulassungen ein reines E-Auto (18,4 Prozent). Im Flottengeschäft war es sogar knapp jeder vierte Pkw (23,3 Prozent), wie Dataforce berichtet.

Aus Sicht der Marktforscher wandelt sich derzeit der E-Markt: weg von herstellergetriebenen Eigenzulassungen – im Juli gab es einen Rückgang von rund sieben Punkten auf 20,7 Prozent – hin zu einem natürlichen Markt.

Doch der Handel winkt ab. "Was statistisch als Erfolg erscheint, ist in der Realität häufig das Ergebnis von Eigenzulassungen durch Hersteller und Händler, Flottengeschäften oder taktischen Maßnahmen – nicht aber von echten Kundennachfragen im Handel", sagt Thomas Peckruhn, Präsident des Zentralverbands Deutsches Kfz-Gewerbe. Die wachsende Zahl an BEV-Neuzulassungen täuscht über die Realität im Handel hinweg.

Der Lobbyverband hat zum Halbjahr die Einschätzung seiner Kfz-Händler eingeholt. Knapp zwei Drittel (64 Prozent) sagen, dass sich die Bestellungen von Privatkunden seit Jahresanfang eher schlecht entwickeln. Im Flottengeschäft sieht es für die Händler ähnlich düster aus: 58 Prozent sagen, dass es (eher) schlecht läuft.

Nur ein kleiner Teil der Händlerschaft ist zufrieden. Bei 18 Prozent läuft die private BEV-Nachfrage (eher) besser, im Flottengeschäft bestätigen dies 14 Prozent.

An der Umfrage in der zweiten Juni-Hälfte 2025 nahmen knapp 500 Autohäuser teil, davon hatten knapp die Hälfte (221 Betriebe) weniger als 15 und ein Fünftel (93) mehr als 51 Mitarbeiter.

Vor allem die großen Autohäuser blicken skeptisch auf die verbleibenden Monate des Jahres 2025: Mehr als die Hälfte (55 Prozent) sieht die aktuelle Geschäftslage im Jahresvergleich als (eher) schlecht an. Nur ein Prozent spricht von einer besseren Lage.

Das spiegelt sich in den Aussichten wider. 54 Prozent der großen Betriebe stufen sie als (eher) schlecht ein, nur zwei Prozent aerwarten eine Besserung.

"Viele Händler sind zurückhaltend, was die kommenden Monate angeht", so Peckruhn. "Vor allem die nach wie vor bestehende politische Unsicherheit in Sachen E-Mobilität, aber auch die Zurückhaltung der Kundinnen und Kunden in wirtschaftlich unsicheren Zeiten machen sich bemerkbar."

Die Dataforce-Analysten kommen nach der Marktbelebung im Juli zu einer anderen Einschätzung. Der Markt sei aus den Mustern der letzten Monate ausgebrochen. Alle Segmente legten zu, was zuletzt im April 2024 der Fall war.

Wenn sich diese Entwicklung fortsetzt, könnte es ein gutes Jahr werden. Das zeigt die Dataforce-Hochrechnung des Juli-Volumens auf das Gesamtjahr (SAAR): Die Marktforscher kommen so auf ein Jahresvolumen von 3,02 Millionen Pkw. Zuletzt wurde die Drei-Millionen-Grenze im Vor-Corona-Jahr 2019 geknackt.