Die Erwartungen junger Hochschulabsolventen an ihre künftigen Arbeitgeber haben sich gewandelt. Für die Autobranche ist das eine Herausforderung.
Studenten während einer Vorlesung: Ein sicherer Arbeitsplatz hat für Hochschulabsolventen an Bedeutung gewonnen.
Der Wettbewerb um junge Fachkräfte nimmt zu. Da kommt es für die Unternehmen ungelegen, dass die Autobranche als Arbeitgeber an Attraktivität verliert.
Am stärksten büßen die Autohausgruppen ein: Vor zehn Jahren bewerteten Hochschulabgänger die Arbeitgeberattraktivität des Automobilhandels noch mit der Schulnote 3,02, in diesem Jahr rutschte die Branche auf die Note 3,30 ab.
Das zeigt eine Auswertung der Automotive TopCareer Studien von 2015 und 2025, die das Institut für Automobilwirtschaft (IfA) exklusiv für die Automobilwoche durchgeführt hat. Auch für Dienstleister des Handels (von 3,22 auf 3,48), Zulieferer (von 2,82 auf 3,02) und Finanzdienstleister (von 3,23 auf 3,39) ging es in den vergangenen zehn Jahren deutlich nach unten.
"Die aktuell häufig anzutreffende negative Berichterstattung über die wirtschaftliche Situation der Zulieferer hat dazu sicherlich beigetragen", sagt der stellvertretende IfA-Direktor Benedikt Maier. Schlechte wirtschaftliche Performance und unsichere Zukunftsaussichten würden sich unmittelbar auch in einer sinkenden Arbeitgeberattraktivität bemerkbar machen.
Die große Bedeutung der Sicherheit zeigt sich auch an anderer Stelle. Der "sichere Arbeitsplatz" hat in den vergangenen zehn Jahren an Bedeutung gewonnen: Bei der Umfrage 2025 war er hinter einem guten Betriebsklima auf Platz zwei unter den wichtigsten Anforderungen. Damit rutschte er eine Stufe hoch.
Sowohl das Betriebsklima (von 1,43 auf 1,39) als auch der sichere Arbeitsplatz (von 1,70 auf 1,65) gewannen im Laufe der zehn Jahre an Bedeutung (1 = sehr wichtig, 5 = unwichtig). Dagegen hat ein "Hohes Gehaltsniveau" an Bedeutung verloren (von 1,68 auf 1,73).
Dies spiegelt sich an anderer Stelle wider: Für ihren ersten Job erwarten Bachelor-Absolventen im Durchschnitt ein jährliches Bruttogehalt von 48.000 Euro, mit Master-Abschluss steigt die Vorstellung auf 53.900 Euro (Medianwert), im Durchschnitt also knapp 51.000 Euro. Zehn Jahr zuvor begnügten sich die akademischen Nachwuchskräfte zum Berufsstart noch mit 45.000 Euro.
"Im Zehnjahresvergleich legten die Gehaltserwartungen um rund zehn Prozent zu. Diese Linie liegt unterhalb der inflationären Entwicklung und kann daher als angemessen bewertet werden", so Maier.
Mit Blick auf das von der Deutschen Rentenversicherung angegebene Durchschnittsentgelt sind die jungen Menschen geradezu bescheiden. Für das laufende Jahr gibt die Deutsche Rentenversicherung das Durchschnittsentgelt mit 50.493 Euro an, zehn Jahre zuvor waren es noch 35.363 Euro.
