ZDK-Präsident schmeißt hin: Arne Joswig geht

Der Streit beim Zentralverband Deutsches Kfz-Gewerbe (ZDK) spitzt sich weiter zu. Vorläufiger Höhepunkt: ZDK-Präsident Arne Joswig hat sein Amt hingeschmissen. Ein Sprecher der Organisation bestätigte eine Meldung des Verbandsorgans Kfz-betrieb. Zu weiteren Hintergründen äußerte er sich nicht.

Seit Monaten schwelt ein interner Streit, der den Verband zu spalten droht. Nach Außen versuchten die Vertreter des Lobbyverbands der Kfz-Händler und -Werkstätten die Gemeinsamkeiten hervorzuheben. Doch intern bröckelte der Zusammenhalt immer mehr .

Erste vergangene Woche trafen sich Vertreter von Haupt- und Ehrenamt des Handels- und Handwerksverband in Berlin zu einer außerordentlichen Mitgliederversammlung getroffen. Ziel war es: Einen bestmöglichen Weg für "eine auch zukünftig starke gemeinsame Vertretung der Interessen im Kraftfahrzeuggewerbe zu finden.“

Im Nachgang wollte sich niemand offiziell dazu äußern. Das war auch die Erfahrung aus den vergangenen Treffen, als Nachrichten noch während der Sitzung durchgestochen wurden. "Ich will kein Öl ins Feuer gießen“, sagt einer, der in Berlin dabei war. Andere äußern sich ähnlich. Ob es eine gemeinsame Zukunft der Verbände gibt, lassen sie offen.

Die vor einer Woche gegründete Projektgruppe aus Vertretern von ZDK und Zentralverband  des Kfz-Handwerks (ZVK) soll bis zur ZDK-Mitgliederversammlung am 23. September einen Vorschlag für eine neue Struktur und Satzung erarbeiten.

Laut Verbandsinsider soll das Präsidium abgeschafft werden (schon in der aktuellen Satzung existiert es wohl eigentlich nicht), der Vorstand mehr als halbiert, die Stimmen zwischen Landes- und Fabrikatsverbände neu verteilt und deren Kosten neu geordnet werden.

Ohnehin liegt bei der Kostenverteilung ein entscheidender Knackpunkt: Landesverbände sehen sich die Hauptlast tragen, Fabrikatsverbände sehen eine Doppelbelastung ihrer Mitglieder, schließlich zahlen sie zusätzlich auch Innungsbeiträge. Zufrieden ist wohl keiner der Verbände. Dies ist beim Kfz-Gewerbe Bayern schon länger bekannt. Doch der größte Verband war bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung erst gar nicht da.

Der Streit eskalierte am drohenden Verlust der Abgasuntersuchung. Die hoheitliche Aufgabe ist für viele Kfz-Betriebe wichtig und für kleinere Werkstätten existenziell. Dazu brauchen sie eine Akkreditierung, diese bietet der Verband. Doch die Deutsche Akkreditierungsstelle (DAkks) drohte dies zu stoppen, da die Vorgaben dafür nicht entsprechend erfüllt waren.

Die einen wollten mit möglichst wenig Zugeständnissen die DAkks überzeugen, die anderen auf Nummer sicher gehen. Das führte zur Eskalation. Der ZVK als Vertreter der Landesinnungsverbände hatte im Dezember 2024 beschlossen, die gemeinsame Geschäftsstelle aufzulösen und eine eigene zu installieren. Der Kfz-Landesverband Nordrhein-Westfalen hat zu Ende 2025 ihre Mitgliedschaft im ZDK gekündigt.

Innerhalb des ZDK-Vorstands gab es Beleidigungen, Rücktrittsforderungen und eine juristische Klage. Die jedoch wieder zurückgezogen wurde. Die Verletzungen sind tief, die Gräben auch. "Eigentlich müsste der gesamte ZDK-Vorstand zurücktreten“, sagte ein Verbandsinsider.

Ende April schmiss ZDK-Hauptgeschäftsführer Kurt Christian Scheel hin. "Er konnte den Kampf nie gewinnen", so der Verbandsinsider. Letztlich sei er zerrieben worden zwischen den verschiedenen Interessen von Haupt- und Ehrenamt. Sein Vertrag stand demnach zur Verlängerung an und hätte wohl keine Mehrheit gefunden. Dem kam er zuvor.

Jetzt brauchen die Verbände also zwei Hauptgeschäftsführer: für ZDK und für ZVK. In der Stellenausschreibung des Letzteren wird ein Chef für bis zu 50 Mitarbeiter gesucht. Darin sehen schon wieder viele ein Zeichen, dass eine komplett eigenständige Organisation aufgebaut werden soll. Sie verweisen auf die aktuelle Situation: Der ZDK hat rund 70 Mitarbeiter.

"Eine Trennung der Geschäftsstellen unter einem gemeinsamen Dach führt zu mehr Rollenklarheit und einer höheren Effizienz", sagte Detlef Peter Grün, ZDK-Vizepräsident, ZVK-Vorstandsvorsitzender und Bundesinnungsmeister,  nach dem Treffen. Die Ziele von Handel und Werkstätten seien synchron.

Viele Autohäuser und Werkstätten sind einfach nur genervt vom Streit, nicht zuletzt wegen der aktuell schwierigen Rahmenbedingungen. "Wir müssen das Vertrauen der Betriebe wiedergewinnen, und dies geht nur über eine konstruktive Zusammenarbeit“, sagte Thomas Peckruhn, ZDK-Vizepräsident und Sprecher des Fabrikatshandels, nach der außerordentlichen Mitgliederversammlung.

Doch Worte allein reichen nicht. Sonst droht knapp 50 Jahre nach dem Zusammenschluss von Kfz-Handel und -Handwerk das harsche Ende. Für beide Seite geht damit ein Bedeutungsverlust einher.