Als er keinen klassischen Nachfolger für den Posten des Inhabers fand, kam Reinhard Ostmann auf eine ungewöhnliche Idee. Die hilft dem VW-Händler auch bei der Suche nach Mitarbeitern.
Weichen neu gestellt: Die Autohausgruppe Ostmann ist als Stiftungsunternehmen vor Übernahmen geschützt.
Gegen den härteren Wettbewerb setzt das VW-Autohaus Ostmann seine soziale Ausrichtung. Im Mai stellt sich die Autohausgruppe aus Wolfhagen neu auf. Dann übernimmt die Ostmann-Stiftung als Kommanditist eine entscheidende Rolle.
"Die Stiftung hat keinen Steuer-Sparcharakter, wie Stiftungen hinter anderen Autohaus-Gruppen, sondern eine gemeinnützige Ausrichtung", sagt Mike Altmann, der Anfang März gemeinsam mit Vitali Klein die Geschäftsführung übernommen hat.
Der klassische Nachfolger fehlte. Inhaber und Stiftungsgründer Reinhard Ostmann wollte die von seinem Vater gegründete Autohausgruppe auf anderem Wege erhalten und zugleich die Region mit sozialem Engagement unterstützen.
"Entscheidend ist, dass die Autohausgruppe wirtschaftlich gut dasteht", so Altmann. Steigt die Eigenkapitalquote über 50 Prozent, kann die Stiftung ohne Begrenzung Entnahmen tätigen, sonst schüttet die Autohausgruppe nur einen Teil der Gewinne aus.
Das kann sich auszahlen: Im vergangenen Jahr verkaufte die Gruppe knapp 5000 Gebrauchtwagen und 3000 Neuwagen. Damit liegt sie in der zweiten Hälfte des Rankings der Top-100-Händler des Instituts für Automobilwirtschaft (IfA).
Und auch die Rendite stimmt: Im Schnitt verdienten Volkswagen-Partner im vergangenen Jahr zwei Prozent, die Branche lag laut ZDK bei 1,6 Prozent. "Ich bin als Kaufmann zuversichtlich, dass wir bei der Rendite mit anderen VW-Autohäusern mithalten können", so Altmann.
Doch der Geschäftsführer warnt: "Geht es einem Unternehmen nur um Rendite, versaut es das Miteinander." Bei Ostmann spiele das Thema Work-Life-Balance eine wichtige Rolle, das komme gerade bei jüngeren Menschen gut an.
Gerade über die soziale Schiene will die Autohausgruppe bei den jungen Menschen punkten. Wie in der gesamten Wirtschaft steht auch bei dem Wolfhagener VW-Händler der Generationenwechsel an. In den nächsten Jahren gehen die Baby-Boomer in Rente. Die Stellen gilt es wieder zu besetzen.
"Die soziale Ausrichtung des Unternehmens hilft uns bei der Suche nach geeigneten Fach- und Nachwuchskräften. Für viele potenzielle Mitarbeiter ist dies ein Grund, zu uns zu kommen", so Altmann.
Vor seinem Wechsel zu Ostmann war er bei der VW-Tochter VGRD sowie bei der Voets-Gruppe in leitenden Funktionen tätig. "Mit der Ausbeute an Bewerbungen können wir im Vergleich zu anderen Autohäusern durchaus noch zufrieden sein."
Die Mitarbeiter sind die Basis für die weiteren Pläne. "Wir wollen auch als Unternehmen weiterwachsen", kündigt Altmann. "Wenn es passt, kaufen wir zu." Bislang liefen keine Gespräche über Zukäufe, aber Anstöße dafür ergäben sich häufig ungeplant.
Dabei will die Autohausgruppe, die mit mehr als 350 Mitarbeitern an sieben Standorten in Nordhessen vertreten ist, in der Region oder angrenzenden Gebieten wachsen. Am liebsten mit den VW-Marken, denn hier kennt sich die Ostmann-Gruppe aus.
Neben den VW-Volumenmarken vertreibt das Autohaus Ostmann auch Tuningmodelle von Abt und die SAIC-Konzernmarken MG und Maxus. "Wenn wir neue Marken hinzunehmen, müssen diese passen", so Altmann.
Wie bei den beiden chinesischen Fabrikaten. "Für Käufer im Kleinwagensegment hat Volkswagen derzeit kein Angebot, deshalb haben wir uns entschieden, MG als weitere Marke aufzunehmen", sagt Altmann. "Wir kaufen keinen weiteren Händler dazu, um neue Marken zu gewinnen."
