Stuttgart. Es ist gerade einmal ein Jahr her, dass Daimler etwas mehr als 80 Prozent am einstigen Fusionspartner Chrysler an den US-Finanzinvestor Cerberus verkauft hat und damit milliardenschwere Belastungen aus Gesundheits- und Pensionsverpflichtungen sowie das operative Risiko des schwer angeschlagenen US-Herstellers loswurde. Damals schien es undenkbar, dass Daimler in absehbarer Zeit vollständig aus Chrysler aussteigen könnte. Zu groß waren die Finanzierungsprobleme bei Cerberus, zu groß das operative Risiko für den neuen Mehrheitseigner und zu groß die Hoffnung, dass Chrysler doch noch irgendwie vom technischen Know-how der Stuttgarter profitieren könnte. Seit am Mittwoch offiziell beide Anteilseigner Gespräche über einen Verkauf der 19,9 Prozent bestätigten, ist klar, dass sich die Rahmenbedingungen fundamental verändert haben. Denn offensichtlich wollen beide Seiten die Verbindung lösen.
Der Stuttgarter Autohersteller will damit einen weiteren Mühlstein abwerfen. Allein im ersten Halbjahr belief sich die Belastung durch Chrysler auf 864 Millionen Euro. Dazu kommt eine nachrangige Kreditlinie von 1,5 Milliarden Dollar, die Daimler dem US-Unternehmen gewähren musste und die den Free Cash-flow kräftig belastete. Ob es für den drittgrößten US-Hersteller, der unter einem massiven Absatzeinbruch im Heimatmarkt leidet, mittelfristig überhaupt eine Zukunft gibt, ist trotz eines scharfen Sanierungskurses völlig offen. Dies zeigt auch der Buchwert: So steht der Minderheitsanteil von Daimler nur noch mit 171 Millionen Euro in den Büchern - und das bei einem Fahrzeughersteller mit einem Jahresvolumen von rund zwei Millionen Fahrzeugen.