Untergruppenbach. Nachdem der Getriebebauer Getrag vor wenigen Tagen überraschend einen Stellen- und Kapazitätsabbau bekannt gegeben hat, ist die wirtschaftliche Situation offensichtlich weit bedrohlicher als vom Management eingeräumt. "Der Fortbestand des Unternehmens ist gefährdet", warnt der Betriebsratsvorsitzende Karl Weber im Gespräch mit der Automobilwoche. Nach Webers vorläufigem Stand sitzt Getrag in Deutschland derzeit auf Überkapazitäten zwischen 20 bis 25 Prozent. Verschärft wird die Situation, weil viele neuen Produkte erst vor kurzem in den Markt eingeführt wurden und dort noch keine Gewinne erzielt werden. "Damit dürften 2008 hohe Verluste auflaufen", so Weber. "Das Unternehmen ist in eine kolossale Schieflage geraten."
Die Getrag KG hat sich am Montag überraschend von den sicher geglaubten Wachstumsplänen verabschiedet und richtet sich nun dauerhaft auf eine niedrigere Nachfrage ein. "Wir müssen feststellen, dass unsere heutigen Stukturen mit vier deutschen Standorten zu groß sind und wir die Kosten nachhaltig verringern müssen", hatte Getrag-Chef Dieter Schlenkermann am Montagabend im Gespräch mit Journalisten angekündigt. Insgesamt plant der Getriebehersteller den Abbau von 380 Stellen - das sind rund 13 Prozent der insgesamt 3050 Mitarbeiter. In der Zentrale in Untergruppenbach, wo unter anderem auch die Forschung- und Entwicklung angesiedelt ist, stehen 130 Arbeitsplätze und in den vier Werken 250 Stellen zur Disposition. Dabei steht auch die komplette Schließung eines Werkes - in der Diskussion ist der Standort Ludwigsburg - im Raum. Mit diesem Schritt wird die Standortsicherung für die KG obsolet, die bis Ende 2011 betriebsbedingte Kündigungen in Deutschland ausschließt. Nun wollen Schlenkermann und Weber in gemeinsamen Verhandlungen mit der IG Metall klären, wie es weitergeht.