Jeder fünfte Mercedes bis 2015 mit Hybrid-Antrieb

Stuttgart. Jeder fünfte Mercedes soll bis 2015 mit einem Hybrid-Antrieb ausgestattet sein. Sollten sich die gesetzlichen Rahmenbedingungen nicht gravierend ändern, sei ein Anteil von 20 Prozent an der Mercedes-Flotte realistisch, kündigte Vertriebschef Klaus Maier am Donnerstag in Stuttgart an. Der Autobauer hat sich das Ziel gesteckt, von 2009 an jedes Jahr ein neues Hybrid-Modell auf den Markt zu bringen. „Wir müssen unseren Kunden in den nächsten Jahren auch große Autos anbieten können, die sie ohne ein schlechtes Gewissen und ohne eine Einschränkung an Komfort und Sicherheit fahren können“, so der Manager. Bei der S- und E-Klasse müsse der Co2-Ausstoß deshalb deutlich verringert werden. „Anstatt Poenalen an die Europäische Union zu zahlen, wollen wir das Geld lieber in neue Fahrzeuge investieren“, stellte Maier mit Blick auf die geplanten Emissionsvorschriften klar.

Das erste Hybrid-Fahrzeug von Mercedes soll im kommenden Jahr der S 400 BlueHybrid sein, der auf der heute erhältlichen Oberklasse-Limousine basiert. Das Fahrzeug wird von einem modifizierten V6 Benzinmotor angetrieben, dahinter ist ein integriertes Hybridmodul, das Getriebe und die Lithium-Ionen-Batterie angeordet. Als so genannter mild hybrid verfügt das Fahrzeug über ein Start-Stopp-System, das den Verbrennungsmotor bei einer Geschwindigkeit unter 10 Kilometern/Stunde ausschaltet. Während sich beim Anfahren und Beschleunigen der 20 PS-starke Elektromotor zuschaltet, wird beim Bremsen die Batterie wieder aufgeladen. Rein elektrisches Fahren ist nicht möglich. „Mit 7,9 Liter Verbrauch ist der S 400 BlueHybrid die weltweit sparsamste Luxuslimousine mit Ottomotor“, so Oliver Vollrath, strategischer Projektleiter S-Klasse Hybrid. Bei fast 300 PS erreiche der Wagen mit 190 g/Kilometer den niedrigsten Kohlendioxidausstoß seiner Klasse.

Zu dem geplanten Verkaufspreis hält sich Mercedes noch bedeckt. Der Aufschlag dürfte aber auf jeden Fall unter 10.000 Euro liegen. „S-Klasse-Kunden haben schon immer für Innovationen einen Premiumpreis bezahlt“, ist Maier sicher. Sein Ziel: Der S 400 Blue Hybrid soll kein Kleinserien-Fahrzeug werden. „Für uns ist das Fahrzeug ein wichtiger Technologie-Trendsetter und neben der neuen E-Klasse das wichtigste Modell im nächsten Jahr.“ In Westeuropa soll der neue Hybrid im Juni 2009 auf den Markt kommen, die USA und China sollen im September folgen. Für 2010 ist der Start einer Diesel-Hybridversion der E-Klasse vorgesehen.

Das eingesetzte Hybridmodul kann als Baukasten in allen Mercedes-Baureihen mit Heckantrieb verwendet werden – sowohl beim Zweirad als auch beim Allradantrieb. Dabei kommt zwingend ein Automatikgetriebe wie das NAG2 zum Einsatz. Für die großen SUV wie die M-Klasse und GL-Klasse arbeitet Mercedes an dem so genannten Two-Mode-Hybrid mit einer Nickel-Batterie. Die Markteinführung soll in der M-Klasse im kommenden Jahr erfolgen„Das Technologiepaket des S 400 ist auf Verbrauchseinsparung bei Limousinen ausgelegt, ohne dass dabei Einbussen bei Platz, Komfort, Sicherheit und Fahrdynamik entstehen“, so Vollroth. Bei Einsatz einer größeren Batterie und eines modifizierten Elektromotors sei in der nächsten Entwicklungsstufe auch das rein elektrische Fahren möglich. Bei kleineren Baureihen wie den frontgetriebenen Kompaktmodellen A- und B-Klasse setzt Mercedes auf ein reines Start-Stopp-System oder auf die volle Elektrifizierung. So soll 2010 die erste voll elektrische A- oder B-Klasse, bei der die Batterien aufgrund der Sandwichbauweise im Boden Platz finden, an einem Großversuch für Elektroautos in Berlin teilnehmen. „Welches Modell wir nehmen, ist noch nicht entschieden“, so Maier. Bereits Ende 2009 startet die Kleinstwagenmarke Smart mit der Kleinserienproduktion eines elektrisch angetriebenen Zweisitzers, der ebenfalls in Berlin erprobt wird.

Das Technologiepaket soll Daimler den Weg zu einer effizienteren Elektrifizierung des Autos ebnen – und zwar auf breiter Front. Die Basis ist die Lithium-Ionen-Batterie in Verbindung mit der Leistungselektronik, die von den Stuttgartern und Zulieferpartner Continental zum ersten Mal weltweit in einem Automobil in Serie gebracht wird. Weil solche Batterien in Elektronikprodukten wie Laptops und Handys zum explosionsartigen Entladen neigen, haben die Mercedes-Entwickler die Batterie siebenfach mechanisch und elektronisch abgesichert. Für Kühlung sorgt die bordeigene Klimaanlage. „Sie können sicher sein, dass bei uns nichts anbrennt“, so Vollrath. Dafür sorgen vor allem auch Praxistests mit rund 100 Vorserienfahrzeugen – einer ungewöhnlich hohen Zahl in der Automobilbranche.

Für Maier ist wichtig: „Unser Masterplan beinhaltet das gesamte Antriebsspektrum für nachhaltige Mobilität: Hybride unterschiedlichster Ausprägung, batteriegespeiste Elektroautos und Elektroautos mit Brennstoffzellen, die eine Reichweite von rund 400 Kilometern ermöglichen.“ Damit könnten maßgeschneiderte Lösungen für alle Kundenanforderungen realisiert werden. Für Mercedes ist der Erfolg eine Schicksalsfrage. „Wir wollen nicht künftig nur noch Kleinfahrzeuge herstellen“, so der Manager.