Stuttgart. Der Autobauer Daimler will sein erstes Osteuropa-Werk in Ungarn bauen. Den Zuschlag habe die Stadt Kecskemet in Süd-Ungarn erhalten, teilte der Stuttgarter Konzern am Mittwoch mit. Damit hatten Standorte in Polen und Rumänien, die ebenfalls in der engeren Auswahl waren, das Nachsehen. „Das Werk in Kecskemet bietet gesamtwirtschaftlich die eindeutig besten Perspektiven. Der Standort erfüllt die hohen quantitativen und qualitativen Voraussetzungen für den erfolgreichen Aufbau einer Produktion von Mercedes-Benz“, begründet Rainer Schmückle, der die Pkw-Sparte Mercedes-Benz Cars operativ führt.
Die Schaffung zusätzlicher Produktionskapazitäten wird notwendig, weil das Unternehmen das Geschäft im Kompakt-Segment deutlich ausbauen will. Anstatt der heutigen A- und B-Klasse soll es künftig vier eigenständige Modelle geben, wie Daimler weiter ankündigte. „Durch das erweiterte Produktangebot erschließen wir uns neue Kundengruppen und Marktregionen“, so Daimler-Chef Dieter Zetsche, der in Personalunion auch für die Pkw-Sparte verantwortlich ist.
Die Neupositionierung der beiden kleinsten Mercedes-Baureihen ist für die Stuttgarter eine der wichtigsten Weichenstellungen überhaupt: Mit den neuen Kompakten verbindet der Premiumhersteller ehrgeizige Wachstumspläne, nicht nur im Kernmarkt Westeuropa, sondern auch in den osteuropäischen Schwellenländern wie Russland. Gleichzeitig sollen sie helfen, die CO2-Emissionen in der Flotte zu drücken und damit drohende Strafzahlungen an die EU zu vermeiden. Drittes wichtiges Ziel: Mercedes will endlich auch eine Premium-Rendite mit diesen Modellen verdienen. Bei steigendem Kleinwagenanteil ist die in der Pkw-Sparte angestrebte Umsatzrendite von durchschnittlich zehn Prozent über die Branchenzyklen hinweg nicht zu schaffen. Im Interview mit der Automobilwoche vor etwas mehr als einem Jahr hatte Schmückle bereits das verstärkte Engagement von Mercedes im Kompaktsegment angekündigt. Außerdem hatte der Manager auch angedeutet, dass damit neue Produktionsstandorte in Osteuropa und möglicherweise sogar Asien ins Auge gefasst werden.