Bosch stellt sich in Japan und Vietnam neu auf

Stuttgart. Die Bosch-Gruppe will die japanische Kfz-Technik-Tochter enger an sich binden und nimmt mit der Gründung einer eigenen Produktionsgesellschaft nun auch erstmals Vietnam enger ins Visier. "Japan ist für die Bosch-Gruppe ein Markt mit strategischer Bedeutung. Mit der Übernahme sämtlicher Anteile an der Bosch Corporation wollen wir dort noch flexibler agieren können", kommentiert Bosch-Chef Franz Fehrenbach in einer Pressemitteilung. Deshalb haben die Stuttgarter allen außenstehenden Aktionären der japanischen Bosch Corporation eine öffentliche Übernahmeofferte unterbreitet. Das Angebot beläuft sich auf rund 3,65 Euro pro Aktie in bar, was einem Aufschlag von 46 Prozent über dem Durchschnittskurs eines Monats liegt.

Die Bosch Corporation, an der der deutsche Konzern 59,7 Prozent hält, ist an der Börse in Tokio gelistet. Die Offerte läuft bis 19. Juni 2008. Im vergangenen Jahr erzielte das Unternehmen mit mehr als 7200 Mitarbeitern einen Umsatz von rund 2,1 Milliarden Euro. Das Unternehmen entwickelt und fertigt Systeme für Diesel- und Benzinmotoren, Bremssysteme und Automobilelektronik. Bosch hat bereits seit längerem angekündigt, das Geschäft mit japanischen Autoherstellern ausweiten zu wollen. Es ist Teil der Unternehmenstrategie, neue Märkte zunächst gemeinsam mit lokalen Partnern zu erschließen und bei einem gewissen Geschäftsvolumen bzw guten Perspektiven, die Gesellschaften dann vollständig zu übernehmen.

In Vietnam hingegen entschloss sich Bosch sofort eine hunderprozentige Produktionstochter zu gründen. Die Robert Bosch Vietnam Co.Ltd werde ihren Sitz in Ho Chi Minh Stadt haben, heißt es in einer weiteren Pressemitteilung. Bis 2015 sollen dort insgesamt 55 Millionen Euro investiert werden. Den Schwerpunkt bildet die Fertigung von Schubgliederbändern für stufenlose Automatikgetriebe. Bis 2015 sollen dort 800 Mitarbeiter tätig sein. "Vietnam ist ein attraktiver Markt mit hohen Wachstumsraten", so Rudolf Colm, Bosch-Geschäftsführer und verantwortlich für das Asien-Pazifik-Geschäft. Als erstes deutsches Unternehmen nutzten die Stuttgarter eine neue vietnamesische Gesetzgebung, die den Aufbau von vollständig auslandsinvestierten Tochtergesellschaften ermöglicht. Bereits seit 1994 unterhält Bosch dort Vertriebsbüros.

Die Montage der Schubgliederbänder soll im Juli in angemieteten Gebäuden starten. Parallel dazu beginnt der Aufbau einer eigenen Werkhalle, in der Ende 2009 die Fertigung aufgenommen werden soll. Während im ersten Jahr rund 100.000 Schubgliederbänder für den asiatischen Markt produziert werden sollen, ist der Ausbau auf jährlich 2,3 Millionen Stück bis 2015 geplant. Schubgliederbänder werden bei Fahrzeugen mit stufenlosen Automatikgetrieben wie beispielsweise der aktuellen A-Klasse von Mercedes-Benz eingesetzt. Da sich solche Getriebe durch geringen Kraftstoffverbrauch auszeichnen und auch für Hybridfahrzeuge geeignet sind, rechnet Bosch mit einer weltweit steigenden Nachfrage.