Sindelfingen. Daimler-Betriebsratschef Erich Klemm befürchtet bei anhaltend schwachen Fahrzeugverkäufen weitere Produktionskürzungen, die im neuen Jahr zu Personalmaßnahmen führen könnten. „Wenn sich die Absatzsituation nicht erholt, müssen wir andere Lösungen finden“, schreibt Klemm in der neuesten Ausgabe der Betriebsratszeitung „Brennpunkt“ für das Werk Sindelfingen. Bisher sei es gelungen, den Produktionsausfall dank „der extrem flexiblen Arbeitszeitkonten“ ohne große Entgeltverluste für die Beschäftigten abzufangen. „Wenn die Weihnachtsferien rum sind, werden sich allerdings einige Konten schon jenseits der kritischen Marke von minus 200 Stunden bewegen“, so Klemm. Bei der Suche nach Lösungen werde der Betriebsrat strikt darauf achten, dass die Krise nicht allein auf dem Rücken der Produktionsbeschäftigten ausgestanden werde: „Die Sicherung von Beschäftigung und Entgelt bleiben unsere oberste Priorität.“
Der Stuttgarter Autohersteller hat aufgrund der stark nachlassenden Autoverkäufe die Pkw-Produktion der Marke Mercedes stark heruntergefahren: Bis Jahresende sollen offiziell 45.000 Einheiten weniger gefertigt werden als ursprünglich geplant. Laut Brennpunkt wird im größten Werk Sindelfingen, wo die S-, E- und C-Klasse vom Band laufen, schon seit Sommer bei verschiedenen Baureihen immer wieder einschichtig gearbeitet. Manche Freitage fallen komplett aus. In den Herbstferien sollen die Bänder komplett still stehen und ab dem 16. Dezember gehen alle Produktionsmitarbeiter in die Weihnachtsferien. Wann die Arbeit wieder aufgenommen werden soll, steht noch nicht fest. Nach Informationen der Automobilwoche will Mercedes die Produktion um nochmals 35.000 Einheiten kürzen. Dazu wollte sich Daimler bisher nicht äußern. Am Montag hatte Rainer Schmückle, der das operative Geschäft der Pkw-Sparte Mercedes-Benz Cars leitet, bei einer längeren Krise einen Abbau von Arbeitsplätzen nicht ausgeschlossen. Nach guten Zuwächsen in den ersten vier Monaten, geht der Absatz der Marke Mercedes seit Mai in jedem Monat zurück. Im August verzeichnete die Marke sogar ein Minus von knapp 16 Prozent, im September sanken die Verkäufe um drei Prozent. Bis auf die C-Klasse verzeichnen alle Baureihe herbe Verluste.