Esslingen. Im Mercedes-Werk Untertürkheim montiert seit März 2009 ein ursprünglich für die Raumfahrt entwickelter Roboter Hinterachsgetriebe für die C-, E und S-Klasse. Der Pilotversuch ist der weltweit erste Einsatz eines so genannten Leichtbauroboters in einer Serienfertigung. "Bisher haben wir auf diese Weise über 15.000 Hinterachsgetriebe in ganz normale Kundenfahrzeuge montiert,“ sagt Günther Kasper, der die Pkw-Achsenproduktion im Werk Untertürkheim leitet. Trotz der noch deutlich höheren Kosten für den neuen Roboter, zeigte er sich überzeugt, dass sich mit der neuen Fertigungstechnologie etliche Montagearbeiten viel flexibler und effizienter als heute gestalten lassen: "Wir können daraus einen positiven Business Case machen.“ Auch mit Blick auf die Sicherung des teuren Produktionsstandorts Deutschland ist seiner Ansicht nach der Einsatz von High-Tech absolut notwendig.
In der Automatisierung gibt es derzeit zwei große Trends: Während an Hochkosten-Standorten zunehmend in innovative und teure Technologie investiert wird, um zunehmend die menschliche Arbeitskraft zu ersetzen, fahren die Unternehmen in günstigen Schwellenländern die umgekehrte Strategie. Dort wird in großem Umfang auf Automatisierung verzichtet und stattdessen auf Handarbeit gesetzt. Sogar einfachste Transportaufgaben werden etwa in Mexiko, China und Indien von Arbeitern erledigt. Neben dem geringeren Invest erhalten sich die Autohersteller damit eine größere Flexibilität in der Fertigung. Mit dem Einsatz der neuen Roboter könnte dies nun auch in Hochlohnländern erreicht werden. Die Hinterachsgetriebe werden im Werkteil Mettingen bei Esslingen auf fünf Linien montiert. Während auf einer Linie der neue Roboter eingesetzt wird, erledigen dies an den anderen vier Bändern Mitarbeiter. Laut Mercedes handelt es sich dabei um eine anspruchsvolle Aufgabe, die Präzision, Fingerspitzengefühl und Kraft erfordert.