Horgau. Der deutsche Fiat-Händlerverband bereitet zwei Klagen gegen Fiat Deutschland vor. Nachdem die Region Nord bereits vergangene Woche zugestimmt hat, sprachen sich die Händler im Süden auf ihrer Versammlung am Mittwoch ebenfalls einstimmig für den Gang vor das Gericht aus – falls Fiat keine Unterlassungserklärung abgibt. "Wir werden noch in dieser Woche das Gespräch mit Fiat suchen und vor weiteren Schritten die Reaktion des Herstellers abwarten,“ kündigte Händlerverbandssprecher Friedrich Karl Bonten an. Der Händlerverband repräsentiert 86 Prozent aller Fiat-Händlerbetriebe in Deutschland. "Weshalb und warum geht Fiat diesen Weg mit dem Handel,“ fragte er mit Blick auf das "tolle Ergebnis“ 2009. Der italienische Autohersteller gehört zu den großen Profiteuren der Abwrackprämie. Im Gesamtjahr dürfte die Fiat Automobiles Group Deutschland mehr als 170.000 (2008: 99281) Pkw der Marken Fiat, Alfa Romeo und Lancia verkaufen, wie Chef Manfred Kantner vor wenigen Wochen im Interview mit der Automobilwoche prognostizierte. Die Händler-Rendite dürfte damit deutlich über drei Prozent liegen. "Wir haben auch dank der Unterstützung von Herrn Kantner die Chance gehabt, gutes Geld zu verdienen,“ so Bonten.
Trotz der wirtschaftlich guten Situation herrschte bei den Händlern großer Unmut über die Rabatt- und Kommunikationspolitik des Herstellers. "Was dieses Jahr alles passiert ist, habe ich so noch nicht erlebt,“ fasste Wilfried Blöbaum, stellvertretender Verbandssprecher, das Reizklima in verschiedenen Arbeitskreisen zusammen. Für Zündstoff sorgt die so genannte Flex-Prämie, die Fiat seit Oktober dem Handel auf freiwilliger Basis schmackhaft machen will. Dabei soll dem Autokäufer ein Rabatt von 28 Prozent eingeräumt werden, wobei Fiat 16 und der Händler zwölf Prozent übernimmt. Die Beteiligung des Handels wurde mit dem Verband laut Blöbaum nicht abgestimmt. "Dies haben wir aber bereits 2003 vertraglich vereinbart,“ sagte Verbandsanwalt Christian Genzow von der Kanzlei Graf von Westphalen. Trotzdem hat Fiat bereits mit Rabatten von 32 Prozent auf alle Ducato-Transporter und von 28 Prozent auf alle Fiat-Pkw öffentlich geworben. "Da ein Haupthändler nur 13,5 Prozent Marge erhält, ist das betriebswirtschaftlich nicht zu leisten,“ so Bonten. Ein Unterhändler erhält sogar nur zwölf Prozent Marge.