Brüssel. Nach langem Ringen hat die Europäische Union nun ein Einführungsszenario für Reifendruck-Kontrollsysteme verabschiedet. Ab 2012 müssen diese Systeme in allen neuen Fahrzeugmodellen und ab 2014 in allen Neufahrzeugen eingebaut werden. Erst Mitte November allerdings soll eine Fachkommission entscheiden, welche konkreten Anforderungen an die Systeme gestellt werden. Dann erst wird klar sein, ob die Hersteller die aufwendigeren, direkt messenden Kontrollsysteme verwenden müssen, oder ob nur indirekt messende Technologien ausreichen. Die Entscheidung der Fachkommission ist bereits mehrfach verschoben worden. Die Bestimmungen zur Reifendruck-Kontrolle sind Teil des EU-Klimapakets, mit dem die Brüsseler europaweit ab November 2012 die Verkehrssicherheit und den Klimaschutz verbessern wollen. In den USA sind Reifendruck-Kontrollsysteme bereits seit 2007 für alle Neufahrzeuge bis zu 4,5 Tonnen vorgeschrieben.
Untersuchungen zufolge ist heute jeder dritte Pkw in der EU mit zu geringem Luftdruck unterwegs, denn Reifen verlieren vom Fahrer ohne ein Kontrollsystem unbemerkt drei bis sechs Prozent Druck pro Monat. Folge: Sind beispielsweise 0,6 bar zu wenig im Reifen, verbraucht ein Auto bis zu vier Prozent mehr Kraftstoff; außerdem verkürzt sich dadurch die Lebensdauer der Pneus um bis zu 45 Prozent. Laut einer Untersuchung des internationalen Dachverbandes des Automobils "Fédération Internationale de l'Automobile“ (FIA) in Zusammenarbeit mit Reifenhersteller Bridgestone werden auf diese Weise jedes Jahr weltweit rund acht Milliarden Liter Kraftstoff sinnlos verbraucht. Das entspricht einer zusätzlichen CO2-Belastung von jährlich 18,4 Millionen Tonnen.