Stuttgart. Die Trennung von Chrysler ist zwar formal vollzogen, dennoch erweist sich für Daimler der verbleibende Anteil von knapp 20 Prozent als Fass ohne Boden. Die Stuttgarter müssen die operativen Verluste des stark insolvenzgefährdeten US-Herstellers anteilig übernehmen. Inklusive der auf Daimler entfallenden Restrukturierungskosten waren das im vergangenen Jahr satte 1,39 Milliarden Euro. Gleichzeitig hat Daimler nun auch buchhalterisch quasi die Pleite von Chrysler vollzogen: Ein den Amerikanern gewährtes Darlehen wurde abgeschrieben, was zu einer weiteren Belastung von 1,838 Milliarden Euro führte. Der Buchwert des Chrysler-Anteils steht schon seit Ende September auf null.
Damit übersteigen die Chrysler-Belastungen mit 3,2 Milliarden Euro den gesamten im Jahr 2008 ausgewiesenen Konzerngewinn von 2,73 Milliarden Euro. Auch im laufenden Jahr dürfte Chrysler wie ein Mühlstein weiter auf Daimler lasten: Die Nachfrage bricht weiter ein – und jeder Hersteller versucht, so viel Liquidität wie möglich zu sparen.
Im Vergleich mit anderen Herstellern steht Daimler mit liquiden Mitteln von acht Milliarden Euro noch immer gut da. Setzt sich jedoch der Mittelabfluss auch 2009 so fort wie im Vorjahr, als 3,9 Milliarden Euro ausgezahlt wurden, ist es nur eine Frage der Zeit, bis sämtliche Reserven verbraucht sind. Zur Erinnerung: Die Trennung von Chrysler spülte über 25 Milliarden Euro in die Daimler-Kasse. Was damals den an der Börse niedrig bewerteten Stuttgarter Konzern zum potenziellen Übernahmekandidaten werden ließ, könnte nun binnen eines Jahres unwiederbringlich verloren sein. Weiteres Risiko: Geht Chrysler insolvent, muss Daimler für über eine Milliarde Dollar Pensionsverpflichtungen des US-Herstellers einstehen. Die Scheidung der „Hochzeit im Himmel“ ist noch längst nicht ausgestanden.