Untergruppenbach. Nach zähem Ringen sind die Restrukturierungsverhandlungen des Getriebebauers Getrag mit den Arbeitnehmervertretern nun endgültig unter Dach und Fach. Während die Mitarbeiter für drei Jahre auf Teile ihres Urlaubs- und Weihnachtsgeldes verzichten, will das Unternehmen die Überkapazitäten ohne betriebsbedingte Kündigungen abbauen. Auch die geplante Schließung des Standorts Ludwigsburg wurde verworfen. "Mit dieser Vereinbarung erreichen wir das notwendige Einsparvolumen, um den Standort Deutschland für Getrag langfristig eine gute Zukunftsperspektive geben zu können", sagte Bernd Eckl, der für das operative Geschäft verantwortliche Geschäftsführer. Das Einsparvolumen auf Sicht von drei Jahren beziffert er auf netto 100 Millionen Euro - dazu soll die erste und zweite Restrukturierung ebenso beitragen wie Effizienzgewinne und höhere Produktionsvolumina.
Ursprünglich hatte der seit vergangenen November amtierende Getrag-Chef Mihir Kotecha in Deutschland fast 700 der 2700 Stellen zur Disposition gestellt. Er begründete dies mit fehlenden Aufträgen und dadurch entstehenden hohen Kostenbelastungen. Schon unter seinem Vorgänger Dieter Schlenkermann waren in einer ersten Sanierungsrunde 350 Jobs abgebaut und 27 Millionen Euro eingespart worden. Der Getriebehersteller im Besitz der Familie Hagenmeyer war Ende 2008 aufgrund der Wirtschaftskrise und einem hochgradig fremd finanzierten Expansionskurs in heftige Turbulenzen geraten. Im Jahr 2008 und 2009 schrieb das Unternehmen bislang nicht näher ausgewiesene Verluste. Nach einer Restrukturierung mit einem Kapazitätsabbau erfolgte im April 2009 zusammen mit den Banken die Neuausrichtung. Dazu gehörte auch eine Bürgschaft des Landes Baden-Württemberg über 20 Millionen Euro. In diesem Jahr will der Getrag-Konzern bei einem Umsatz von 2,5 Milliarden Euro eine schwarze Null erreichen. Damit blickt das Unternehmen etwas optimistischer in die Zukunft als noch vor ein paar Wochen als Erlöse von 2,3 Milliarden Euro in Aussicht gestellt worden waren. Die Getrag KG, wo das deutsche Geschäft gebündelt ist, wird dieses Jahr noch Verluste schreiben, soll aber 2011 die Gewinnschwelle erreichen.