Gaggenau. Daimler wird die Nachfolgegeneration des leichten Schaltgetriebes NSG 2 vom Getriebespezialisten ZF Friedrichshafen beziehen. Damit steigt der Stuttgarter Autohersteller aus der Eigenfertigung des Getriebes aus, das bislang im Komponentenwerk Gaggenau hergestellt und unter anderem in der Mercedes C-Klasse verbaut wurde. Gegen den Beschluss, der laut Gewerkschaftsangaben am 21. November bekannt wurde, laufen die Arbeitnehmervertreter und die Belegschaft Sturm. "Für uns ist dies der Einstieg in den Ausstieg. Ohne den Bau leichter Schaltgetriebe ist die Ausrichtung unseres Werkes zu einem weltweiten Kompetenzzentrum für manuelle und automatisierte Schaltgetriebe eine Farce geworden", sagte Michael Brecht, Betriebsratsvorsitzender bei Daimler Gaggenau, auf einer Protestveranstaltung mit mehr als 3000 Beschäftigten am Dienstag. Er sah darin einen Bruch einer entsprechenden Standortvereinbarung aus dem Jahr 2001, die im Zuge der Unimog-Verlagerung ins Werk Wörth getroffen worden war.
Bereits vor einem Jahr hatte Daimler einen Anlauf unternommen, um schrittweise aus der Fertigung von Getrieben auszusteigen. Damals war die Auslagerung der Automatikgetriebe-Produktion in ein gemeinsames Unternehmen mit ZF Friedrichshafen und BMW nach Informationen der Automobilwoche auf der Zielgeraden gescheitert. "Es gab Pläne, zusammen mit BMW ein 8-Gang-Automatikgetriebe zu bauen“, hatte ein Daimler-Manager damals bestätigt. Dem Betriebsrat zufolge war das Vorhaben nur wegen technischen Details gestoppt worden. Davon wären über 2000 Daimler-Mitarbeiter betroffen gewesen.
Die Getriebefertigung gehört nach der damaligen Einschätzung der Arbeitnehmervertrer nicht mehr zum Kerngeschäft. sie steht permanent auf dem Prüfstand. Daimler ist einer der wenigen Autohersteller, der Getriebe noch in Eigenregie herstellt. Sogar der viel größere Volkswagen-Konzern, der ebenfalls Getriebe selbst baut, kooperiert in großen Umfang mit Zulieferern wie dem Doppelkupplungsspezialisten BorgWarner.