Detroit/New York. Was vor einem Jahr kaum vorstellbar war, ist nun Wirklichkeit geworden: Etwas über ein Jahr nach der Insolvenz und einer viele Milliarden teuren staatlichen Rettungsaktion hat General Motors die Unabhängigkeit zurückerlangt. Mit dem wahrscheinlich größten Börsengang aller Zeiten ist die Ikone der US-Autoindustrie wieder in private Hände gekommen. Der Staat verabschiedet sich als Mehrheitseitseigner. Die eingenommenen Milliarden aus den Aktienverkäufen versüßen den Abgang.
"Wir sind denen dankbar, die uns in den schweren Zeiten beigestanden haben", sagte Finanzchef Chris Liddell am späten Mittwoch (Ortszeit) und prophezeite dem Unternehmen im gleichen Atemzug goldene Zeiten. Der Konzern wird wie erwartet an diesem Donnerstag an die Börse zurückkehren. Am Morgen beginnt der Handel in New York und Toronto.
US-Präsident Barack Obama hat den Börsengang von General Motors als "großen Meilenstein" nicht nur für den Opel-Mutterkonzern, sondern die gesamte US-Autoindustrie gewürdigt. Mit dem Schritt halbiere die Regierung ihre Beteiligung an GM beinahe. Man halte zugleich an dem Bekenntnis fest, sich aus dieser Investition zurückzuziehen und dabei den Steuerzahler zu schützen. Die Hilfen für die US-Autoindustrie hätten schwere Entscheidungen und Opfer abverlangt. Es seien dadurch aber Jobs gerettet und eine Industrie vor dem Untergang bewahrt und wettbewerbsfähiger gemacht worden.
Mit dem Schritt in die Unabhängigkeit dürfte auch für den US-Konkurrenten Chrysler ein Listing an der Börse wahrscheinlicher werden. Fiat- und Chrysler-Chef Sergio Marchionne hält dies im zweiten Halbjahr 2011 für möglich. Der drittgrößte US-Hersteller ist vergangenes Jahr ebenfalls in die Insolvenz gegangen. Danach ist Fiat mit 20 Prozent eingestiegen und hat die operative Führung übernommen. Wie bei GM hat die die US-amerikanische und kanadische Regierung viele Milliarden Dollar an Krediten zur Rettung in das Unternehmen gepumpt. Nun lasten die hohen Zinsen auf der Sanierung. Operativ schreibt Chrysler nach neun Monaten wieder einen Gewinn, netto noch immer Verluste.