Neue Antriebe und Produkte, neue Partnerschaften und die fortschreitende Globalisierung führen in der Automobilindustrie generell zu neuen, komplexen Prozessen, die durch IT-Systeme beherrschbar werden. Hinzukommt, dass es durch moderne telematische ICT-Systeme zu neuen Geschäftsmodellen in der individuellen Mobilität kommt. Beispiele sind Car-Sharing und Mobilitätsdienstleistungen, wie zum Beispiel Better Place, die ebenfalls auf ein ausgeklügeltes telematisches System aufbauen und ein mobiles Smart Grid planen. Die großen Player der Autoindustrie erwarten von uns ICT-Dienstleistern Innovationen, beispielsweise beim Vernetzen von Fahrzeugen oder Ausgestalten der Zusammenarbeit zwischen Zulieferern und Herstellern. Kurz: Wir arbeiten immer stärker in der Wertschöpfung mit unseren Kunden – und nicht wie früher als reiner Zulieferer. T-Systems verfügt über Lösungen und Produkte entlang der gesamten Wertschöpfungskette: vom standardisierten Arbeitsplatz des Konstrukteurs bis zum Händlersystem.
"Die IT ist mitentscheidend für den Markterfolg"
Das Prinzip des iPhone gibt die Richtung vor. Der digitale Lifestyle wird auch in Klein- und Mittelklassefahrzeugen als Standard Einzug halten. Hier entstehen Chancen für Fahrzeughersteller, sich im Markt stärker zu differenzieren, indem sie die Markentreue über Angebote für Unterhaltung und Information festigen. Die Miniprogramme, sogenannte Apps, werden die Straße erobern. Die Herausforderung ist hier, dem Fahrer Dienste anzubieten, die er auch während der Fahrt sinnvoll anwenden kann.
Mit Blick auf das Internet: Seit vielen Jahren finden sich beispielsweise SIM-Karten von T-Mobile in der Premium-Klasse von BMW. Die Deutsche Telekom engagiert sich auch bei SIM-TD, dem größten europäischen Verkehrsforschungsprojekt auf dem Gebiet Car-to-Car und Car-to-Infrastructure. Und zur CeBIT zeigen wir einen mit Continental entwickelten Prototypen, der als Festeinbau im Armaturenbrett das Internet für alle Fahrzeugklassen zur Verfügung stellt. T-Systems bietet Leistungen für die Entwicklung von On-Board-Systemen, für die Bereitstellung und Ausgestaltung der Luftschnittstelle sowie für die Entwicklung und den Betrieb zentraler Backend-Systeme, die zum Beispiel die Internetdienste für die automobilen Kunden aufbereiten und sicher zur Verfügung stellen.
Die ICT stellt heute das durchgängige Gerüst für die gesamten wertschöpfenden Prozesse eines modernen Unternehmens dar. Wenn sich die Geschäftsführung als das Gremium versteht, dass die Geschäftsmodelle und -prozesse eines Unternehmens kontinuierlich weiterentwickelt, so ist es folgerichtig, dass der Architekt für dieses Gerüst möglichst nah dran ist. Um eine nachhaltige Wertschöpfung zu erreichen, muss sich die IT an der Strategie ausrichten: IT versteht nicht nur als Werkzeug fürs Kerngeschäft, sie pusht es und entscheidet mit über Erfolg am Markt.
Die Zurückhaltung gilt in erster Linie für das Projektgeschäft. In der derzeitigen schwierigen Situation gilt: keine Experimente. Ein IT-Projekt muss knallhart den ROI in drei bis sechs Monaten nachweisen. Dagegen boomt das Outsourcing-Geschäft mit der speziellen Ausprägung des Cloud Computing. MAN, Linde, Continental und Komatsu haben uns im vergangenen Jahr beauftragt.
Diese Einschätzung ist vollkommen richtig. Wie den Lesern der Automobilwoche bekannt ist, steht die gesamte Branche vor großen finanziellen Herausforderungen. Der Druck auf die Kosten ist entsprechend groß, gleichzeitig besteht die Gefahr den eigenen Handlungsspielraum zu verlieren. Die richtige Entscheidung will gut vorbereitet sein. Daimler hat uns beispielsweise noch im Dezember mit dem Management weiter Teile der Produktions-IT beauftragt. Der Automobilkonzern verringert so die Zahl seiner Dienstleister und spart mehr als ein Drittel der bisherigen Kosten für die Wartung dieser Systeme. T-Systems arbeitet hier eng mit den indischen Softwareentwicklern des US-amerikanischen IT-Dienstleisters Cognizant zusammen.
Ein Hebel, um Kosten schnell zu senken und Liquidität zu erhöhen, ist natürlich Outsourcing. Bei unserem Ansatz betreiben wir nicht mehr bloß die Anwendungen und die Infrastruktur für die Kunden, sondern modernisieren und vereinfachen gleichzeitig die Geschäftsprozesse. Deshalb sprechen wir von Transformational Outsourcing.
Großunternehmen haben nicht selten hunderte Anwendungen und viele Dritt-Anbieter im Einsatz. Komplizierte Geschäftsprozesse und unübersichtliche IT-Landschaften sind etwa durch Fusionen oder Umorganisationen gewachsen. Sie verursachen hohe Lizenz- und Wartungskosten und verlangsamen die Abläufe im Unternehmen. Wenn wir die Prozesse vereinfachen und dann die IT-Landschaften harmonisieren, senkt das die Kosten und verbessert gleichzeitig die Qualität der Prozesse und damit der Schlagkraft der Firmen.
Nehmen Sie ein Unternehmen, das viele, teilweise noch selbst entwickelte Einkaufssysteme hat und nebeneinander benutzt. Auf diese Weise ist der gesamte Einkauf gehemmt. Die eine Abteilung weiß nicht, was die andere bestellt, Synergieeffekte oder etwa Rabatte werden nicht ausgeschöpft. Wir bauen nun einen durchgängigen Prozess, etwa auf Basis eines standardisierten SAP-Systems, ohne den Geschäftsablauf zu beeinträchtigen.
Transformational Outsourcing ist grundsätzlich für Betriebe interessant, die heute eine gewachsene IT-Landschaft selbst betreiben, bei der ein gewisser Komplexitätsgrad erreicht ist und bei denen der Dienstleister durch Skaleneffekte entsprechende Einsparungen realisieren kann.
Mit der Neuausrichtung des Geschäfts von T-Systems im letzten Jahr konzentrieren wir uns jetzt im industriellen Bereich auf rund 400 Großkunden der Deutschen Telekom. Kleine Betriebe bedient der Geschäftskundenbereich des Konzerns mit standardisierten Produkten und Lösungen. Hier ist T-Systems dann konzerninterner IT-Lieferant.
Unsere Dynamic Services, das Cloud Computing von T-Systems, stehen für höchste Sicherheitsstandards zu fairen Kosten. Multinationale Konzerne wie Shell oder BP nutzen diese Dienste und attestieren uns eine führende Rolle auf diesem Gebiet. Unsere Kunden und wir selbst lassen Datenschutz und Datensicherheit regelmäßig nach internationalen Normen (wie ISO 27001 oder BS25999) von externen Beratern prüfen. Es gibt bei diesem Thema erhebliche Unterschiede zwischen den USA und Europa: In Europa haben Behörden generell keinen Zugriff auf Daten von Unternehmen. In den USA dagegen dürfen Behörden auf Daten zurückgreifen, selbst auf Daten von US-Firmen in der EU.
Wir müssen bei diesem Thema strikt zwischen "Public Clouds“ ŕ la Google, auf die jeder Zugriff hat, und "Private Clouds“ unterscheiden, die die Services aus Hochsicherheitsrechenzentren beziehen. Diese stehen unter permanenter Beobachtung von Spezialisten. Unsere Kunden entscheiden, ob für das Cloud Computing nur deutsche, europäische oder auch weltweite Rechenzentren eingebunden werden dürfen, da die Sicherheit oberste Priorität hat.
Informations- und Kommunikationstechnik bedarfsgerecht zu nutzen und entsprechend zu bezahlen setzt sich immer stärker durch. Zusammen mit SAP betreiben wir beispielsweise für Continental eine solche Lösung. Früher war es ausschließlich ein Thema für kleine Unternehmen, heute bieten wir diese dynamischen Services auch global agierenden Konzernen an.
Er muss global liefern können - zu marktfähigen Preisen und in hoher Qualität. Wir haben sehr viel automobiles Wissen im Konzern. Unsere Experten und die der Kunden sprechen dieselbe Sprache: egal ob in Curitiba, Stuttgart oder Shanghai. Nahezu 5.000 Mitarbeiter allein in dieser Branche sind ein Think Tank. Nur wenige ICT-Dienstleister sind heute in der Lage, Automobilprojekte global zu managen: nach einheitlichen Methoden, Prozessen und Qualitätsstandards. Um Unternehmen der Automobilwirtschaft in der gegenwärtigen Situation bei der Modernisierung ihrer IT-Landschaft zu unterstützen, legt T-Systems die notwendigen Investitionen auf langfristige Vertragslaufzeiten um. Nicht zuletzt müssen IT-Dienstleister ihre Kunden mit frischen Ideen und neuen Angeboten für eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe gewinnen.
T-Systems ist fester Bestandteil des Konzerns Deutsche Telekom. Wir sind die Nummer 1 in Deutschland und Westeuropa, wachsen werden wir also international. Aus diesem Grund steigen auch die Mitarbeiterzahlen im Ausland. Und so paradox das auch klingen mag, das sichert auf Dauer Arbeitsplätze in Deutschland.
Wir bleiben auf dem Boden, aber wenn sich Chancen bieten, greifen wir auch zu. 2009 haben wir beispielsweise zwei Dienstleister übernommen, weil sie uns in lokalen Märkten voran bringen: in Spanien Metrolico und in Südafrika Arivia.
Im Rahmen von Big Deals übernehmen wir fortwährend oft Hunderte von Mitarbeitern. Integrationsarbeit ist also Kerngeschäft und ein wesentlicher Punkt in den Verhandlungen mit unseren Kunden. Wir haben große Akquisitionen mit Tausenden Mitarbeitern (wie gedas und davor das debis Systemhaus) innerhalb kurzer Zeit abgeschlossen. Erfahrung ist hier ein Trumpf, dennoch bleiben wir offen für neue Ansätze, um lokale Gegebenheiten etwa beim Arbeitsrecht adäquat adressieren zu können.
Wir konzentrieren uns im Wesentlichen auf international agierende Firmen mit Hauptsitz in Europa. T-Systems spielt auch im Automobilbereich die klassischen Stärken als Betreiber von Netzen und Rechenzentren aus. In der Kombination mit unserem Consulting und unserem tiefen Branchenwissen sorgen wir für durchgängig effiziente Arbeitsprozesse in der automobilen Wertschöpfungskette und sind auch in der Lage, produktionsnahe Systeme zu betreiben. Die Vernetzung von Wirtschaft und Gesellschaft wird weiter zunehmen. Deswegen richtet T-Systems das Portfolio auf Leitthemen wie Cloud Computing, Zusammenarbeit und Integration, das mobile Unternehmen, Datensicherheit und Nachhaltigkeit aus.
Die Jahresende-Ergebnisse werden Ende Februar mit den Telekom-Zahlen veröffentlicht. 2009 war ein Jahr der Wirtschafts- und Finanzkrise. Die Automobilindustrie hat es schwer getroffen, letztlich wirkt sich das auch auf uns aus. Dennoch: die Dreivierteljahreszahlen zeigen, dass wir uns besser als der Wettbewerb geschlagen haben. Wir wachsen mit internationalen Aufträgen, wir helfen der Deutschen Telekom mit Einsparungen bei den IT-Kosten, wir haben unser operatives Ergebnis verbessert und wichtige Großaufträge gewonnen: MAN, Linde, BP, Philips in Europa sowie Transnet und Eskom in Südafrika. Wir haben die Chance, wieder zu wachsen. Das ist auch mein persönliches Ziel.
Zahlen und Fakten zu T-Systems
Die Telekom-Tochter T-Systems ist zu einem guten Teil aus dem Daimler-IT-Dienstleister debis hervorgegangen und hat später das VW-Systemhaus gedas übernommen. Damit verfügt das Unternehmen traditionell über ein großes Automotive-Geschäft. Im Jahr 2008 wurde mit dieser Branche ein Umsatz von rund einer Milliarde Euro geschrieben - bei Gesamterlösen von 9,3 Milliarden Euro. Zu den größten Kunden zählen der Daimler- und der Volkswagen-Konzern, MAN, BMW, Bosch und Continental. Von den weltweit 46.000 Mitarbeitern arbeiten rund 5.000 im Automotive-Umfeld. Der größte Automotive-Standort ist mit 2.400 Mitarbeitern Stuttgart-Leinfelden. T-Systems sieht sich in Westeuropa als Marktführer bei Informations- und Kommunikations-Dienstleistungen (ICT) im Autosektor und weltweit als Nummer drei.
Die Deutsche Telekom ist für 2010 komplett durchfinanziert. Diese Stabilität erlaubt es uns, auch Big Deals zu stemmen. Die rund 200 Mitarbeiter in unserem Big Deal Center prüfen jeden Tag solche Gelegenheiten: das ist Tagesgeschäft.