Untergruppenbach. Aufgrund der schwachen Nachfrage in Europa wird die Getrag KG nach einer ersten Sanierungsrunde im Winter 2008 nochmals Kapazitäten und bis zu ein Viertel aller Stellen in Deutschland abbauen. "Die Produktionszahlen sowie die Entwicklungserlöse in Europa werden das Niveau von 2007 auf lange Sicht nicht mehr erreichen. Dadurch bestehen Überkapazitäten in unseren Standorten, die zu enormen Kostenbelastungen führen. Diese Kosten sind im Rennen um eine gute Marktposition hinderlich bis gefährlich und müssen im Interesse des gesamten Unternehmens reduziert werden,“ so Getrag-Chef Mihir Kotecha. Er war erst im vergangenen November überraschend an die Spitze des Getriebeherstellers berufen worden und hatte den langjährigen Chef Dieter Schlenkermann ersetzt. "Wir haben keinerlei Liquiditätsprobleme," betonte Kotecha in einer Telefonkonferenz auf Nachfrage. Im vergangenen Jahr habe sich die Liquidität in der Gruppe über Plan entwickelt und auch in den ersten beiden Monaten dieses Jahres liege man besser als veranschlagt. "Auch unsere Kreditlinien, die wir vor rund einem Jahr vereinbart haben, sind weiter gültig", so der Manager. Zu den Kunden des Unternehmens gehört vor allem BMW, aber auch Audi, Mercedes, Smart und Porsche sind große Abnehmer.
Noch in diesem Jahr will Kotecha einen neuen strategischen Partner für Getrag präsentieren: "Wir befinden uns mit verschiedensten Unternehmen in Gesprächen. Dabei sind alle Spielarten von einer Zusammenarbeit auf Projektbasis bis zu einer Minderheitsbeteiligung denkbar". Wichtig sei, dass es ein langfristiges Interesse an einer Kooperation gebe und dass Getrag durch ein bestimmtes Zusatz-Know-how gestärkt werde. Ein möglicher Partner ist der derzeit ebenfalls Verluste schreibende kanadischen Zulieferer und Auftragsfertiger Magna International, dessen Einstieg bei Opel durch den Mutterkonzern General Motors abrupt verhindert wurde.
Der Getriebehersteller im Besitz der Familie Hagenmeyer war Ende 2008 aufgrund der Wirtschaftskrise und einem hochgradig fremd finanzierten Expansionskurs in heftige Turbulenzen geraten. Im Jahr 2008 und 2009 schrieb das Unternehmen bislang nicht näher ausgewiesene Verluste. Nach einer Restrukturierung mit einem Kapazitätsabbau erfolgte im April 2009 zusammen mit den Banken die Neuausrichtung. Dazu gehörte auch eine Bürgschaft des Landes Baden-Württemberg über 20 Millionen Euro. Bislang hatte Getrag für 2010 die Rückkehr in die Gewinnzone in Aussicht gestellt und dabei vor allem auf Neuaufträge von Ford und Renault gesetzt. Nun rudert Kotecha etwas zurück: Im Konzern sei weltweit eine schwarze Null geplant. Dabei unterstrich der Manager, dass sich das schwache Marktumfeld nur auf Europa bezieht: "Unsere Tochter- und Gemeinschaftsunternehmen in Asien und auf dem amerikanischen Kontinent tragen durch hohe Abrufzahlen positiv zum Unternehmensergebnis bei.“ Im das laufenden Jahr peilt die Getrag-Gruppe ein Umsatzplus von zwei Milliarden auf 2,2 Milliarden Euro an. In drei Jahren sollen die Erlöse auf rund drei Milliarden Euro wachsen. Hauptsächlich durch die Aktivitäten in den USA und Asien.