Dürr übernimmt weiteren Klebetechnik-Spezialisten

Bietigheim-Bissingen. Der Dürr-Konzern baut seine Aktivitäten in der Klebetechnik weiter aus. Mit Wirkung zum 27. Mai 2010 übernimmt der Lackieranlagenhersteller und Maschinenbauer die Helmut Rickert GmbH mit Sitz in Wolfsburg sowie deren Tochtergesellschaft I.N.T. Rickert GmbH. "Rickert ist die vierte kleinere Übernahme in den vergangenen 13 Monaten. Der Erwerb ist Teil unserer Strategie, wachstumsstarke Geschäftsfelder durch gezielte Technologiezukäufe auszubauen. Auf dieser Basis streben wir längerfristig ein stärkeres Wachstum an als vor dem Markteinbruch im Jahr 2009," so Dürr-Chef Ralf Dieter.

Rickert entwickelt und liefert unter anderem Klebetechnik für den Automobil-Rohbau. Bereits im Januar hat Dürr die auf Klebetechnik für die Automobil-Endmontage spezialisierte Klaus Kleinmichel GmbH erworben und damit vorhandene Kompetenzen ergänzt. Durch die Zukäufe könne man nun Lösungen für alle klebetechnischen Anwendungen in der Automobilindustrie anbieten, so das im S-Dax notierte Unternehmen. Dr. Hans Schumacher, Vorsitzender der Geschäftsführung der Dürr Systems GmbH: "Dürr will auch in der Klebetechnik zum Marktführer aufsteigen; die Rickert-Akquisition ist ein weiterer wichtiger Schritt auf diesem Weg. Die Aktivitäten in der Klebetechnik sind Teil des Dürr-Geschäftsbereichs Application Technology, in dem das Lackier- und Sealing-Robotergeschäft angesiedelt ist.

Rickert zählt in Deutschland laut Dürr zu den führenden Anbietern von Produkten für das Kleben von Karosserieteilen im Rohbau. Das Unternehmen, das rund 30 Mitarbeiter beschäftigt, bietet auch Applikations- und Versorgungssysteme zum Abdichten von Schweißnähten mit PVC (Sealing). Kunden sind vorwiegend die deutschen Automobilhersteller. Die 1992 gegründete Rickert-Gruppe erwirtschaftet einen durchschnittlichen Jahresumsatz von zwölf Millionen EUR. Im Krisenjahr 2009 erreichte Rickert einen Umsatz von sieben Millionen EUR und ein positives Betriebsergebnis. Der Kaufpreis liegt im einstelligen Millionen-Euro-Bereich. Der Standort Wolfsburg soll erhalten bleiben.

Dürr will die Technologien von Rickert und Kleinmichel nun weltweit vermarkten. Bisher seien beide Unternehmen stark auf Deutschland konzentriert gewesen. Das Kleben eigne sich im Karosseriebau hervorragend zum Fügen von Blechen und besonders zur Verbindung unterschiedlicher Materialien. Laut Dürr wird dieses Verfahren stark an Bedeutung gewinnen. Die Klebetechnik ermögliche nicht nur geringere Stückkosten als das Punktschweißen, sondern biete auch Vorteile bei Dichtung und Dämpfung. Zudem ließen sich die steigenden Anforderungen an Sicherheit, Steifigkeit und Komfort von Autos besser erfüllen. Auch Spalt- und Kontaktkorrosionen beim Kontakt unterschiedlicher Werkstoffe werden vermieden, hieß es weiter.

Im vergangenen Jahr hat der Konzern vor allem durch die Investitionszurückhaltung in der Autobranche sowie in der allgemeinen Industrie einen Umsatzeinbruch von 33 Prozent auf knapp 1,1 Milliarden Euro erlitten. Nur knapp vermied Dürr auf operativer Ebene das Abrutschen in die roten Zahlen: Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) schrumpfte von 92 Millionen Euro auf symbolische sechs Millionen Euro. Nach Steuern fiel ein Verlust von 26 Millionen Euro an. Im Vorjahr hatte Dürr noch einen Gewinn von 34 Millionen Euro ausgewiesen. Im laufenden Geschäftsjahr soll sich das EBIT verbessern und nach Steuern mindestens die Nulllinie erreicht werden.

Derzeit macht Dürr gut 80 Prozent des Umsatzes mit der Autoindustrie. Darüber hinaus beliefert Dürr die Flugzeugindustrie, den Maschinenbau sowie die Chemie- und Pharmaindustrie mit Produktions- und Umwelttechnik. Neben den genannten Akquisitionen kaufte der Anlagenbauer zuletzt die schweizerische UCM AG und die französische Datatechnic S.A. zu. UCM beliefert Branchen wie Medizintechnik und Präzisionsoptik mit Anlagen zur Feinstreinigung. Datatechnic ist auf Auswuchttechnik für die Turboladerproduktion spezialisiert.