Mercedes-Bank hat 12,6 Milliarden Euro in der Kasse

Stuttgart. Trotz stark rückläufiger Pkw- und Nutzfahrzeugverkäufe des Daimler-Konzerns hat die Mercedes-Benz Bank im vergangenen Jahr 130.000 neue Kunden gewonnen und damit einen Zuwachs von zwölf Prozent auf 1,2 Millionen Kunden im Direktbank- und Fahrzeuggeschäft erreicht. Damit finanzierte die Bank 53 Prozent aller Konzernfahrzeuge – ein Plus von sechs Prozentpunkten. "Wir haben die Herausforderungen im schwierigsten Jahr unserer Unternehmensgeschichte gemeistert und deutlich schwarze Zahlen geschrieben,“ so Vorstandsvorsitzender Peter Zieringer. Auch im laufenden Jahr gebe es ein wirtschaftlich herausforderndes Umfeld. Ziel sei es nun, die Marktanteile zu behaupten und die neu gewonnenen Kunden langfristig an die Marke Mercedes-Benz zu binden. "Wir gehen davon aus, auch 2009 wieder einen deutlich positiven Ergebnisbeitrag zu liefern und die Ertragsstärke weiter zu steigern,“ stellte der Manager in Aussicht.

Im vergangenen Jahr brachte der hauptsächlich in Deutschland aktive Finanzdienstleister über Leasing und Finanzierung rund 316.000 Pkw und Nutzfahrzeuge auf die Straße. Das bedeutet ein Minus von drei Prozent. Während das Nutzfahrzeugsegment stark rückläufig war, stieg das Pkw-Geschäft um zwei Prozent auf 258.000 Fahrzeuge. "Wir haben den Automobilhandel erfolgreich unterstützt und uns als Absatzförderer bewährt,“ so Zieringer. Geprägt war das Jahr durch hohe Lagerbestände, die schon 2008 entstanden waren, weil Daimler die Produktion viel zu spät an die schwache Nachfrage angepasst hatte. Während der Autohersteller dann die Fertigung über weite Teile 2009 praktisch stilllegte, musste die Fahrzeughalde über günstige Angebote auch bei Finanzierung und Leasing abgebaut werden. Dabei dürften auch viele Nicht-Mercedes-Kunden zugegriffen haben. Positiv wirkten sich auch neue Komplettangebote für Leasing und Kfz-Versicherung aus. Die Zahl der finanzierten und verleasten Nutzfahrzeuge brach um 22 Prozent auf 59.000 Einheiten ein. In Summe reduzierte sich das Neugeschäftsvolumen um zehn Prozent auf 8,1 Milliarden Euro. Das Gesamtvolumen aller betreuten Verträge sank um sechs Prozent auf 16,1 Milliarden Euro.

Vor allem aufgrund der hohen Liquidität sieht sich die Bank für die Zukunft dennoch gut positioniert: In den ersten Monaten 2009 warben die Stuttgarter mit aggressiven Tagesgeldzinsen von über 4,5 Prozent um neue Kundengelder. Der Ansturm von Anlegern war so groß, dass zeitweise keinen neuen Kunden angenommen werden konnten. Im Gesamtjahr wurde das Einlagevolumen im Direktbankgeschäft auf 12,6 Milliarden Euro mehr als verdoppelt. Hintergrund: Während das Liquiditätspolster von Mutterkonzern Daimler aufgrund der Absatzschwäche und hohen Ausgaben schnell zusammen schmolz, stiegen am Finanzmarkt die Zinsen für die Refinanzierung. Deshalb wollte sich Daimler-Finanzvorstand Bodo Uebber über die hauseigene Bank vergleichsweise günstig mit Geld versorgen. Gleichzeitig entlastete die Mercedes-Bank den Konzern um 2,5 Milliarden Euro, indem sie erstmals die Leasingfinanzierung selbst übernahm. Für 2010 prognostiziert Zieringer im Direktbankgeschäft ein konstantes Einlagevolumen.

Der weltweite Absatz von Daimler ging 2009 um 25 Prozent auf knapp 1,6 Millionen Pkw, Lkw, Busse und Transporter zurück. Die Sparte Financial Services, zu der die Mercedes Bank gehört, verzeichnete ein EBIT von neun Millionen Euro nach 677 Millionen Euro im Jahr 2008. Ausschlaggebend dafür waren Sonderbelastungen durch Aktivitäten, die nicht zum Fahrzeugkerngeschäft gehören und die abgestoßen werden sollen. Damit verdiente die Sparte im operativen Fahrzeuggeschäft rund 100 Millionen Euro. Traditionell gehört die Mercedes-Benz Bank zu den größten Gewinnlieferanten der über 40 Ländergesellschaften, von denen manche 2009 mehr als 100 Millionen Euro Gewinnbeitrag ablieferten und manche darunter lagen. "Gehen Sie davon aus, dass die Bank weit überdurchschnittlich abgeschnitten hat,“ so Zieringer.

Neue Geschäftschancen rechnet sich der Manager vor allem durch den Rückzug vieler unabhängiger Finanzdienstleister aus dem Fahrzeuggeschäft aus: "In diese Lücken können wir mit unserer konstanten Kreditvergabepolitik vorstoßen. Das gibt uns die Möglichkeit, unseren Marktanteil nachhaltig zu steigern, ohne zusätzliche Risiken einzugehen.“ Dabei betonte er, dass trotz des wirtschaftlich schwierigen Umfelds die Risikokosten auch 2009 im langfristigen Korridor und damit unter ein Prozent des Vertragsvolumens lagen. Wachstumspotenzial sieht Zieringer auch im Ausland, wo 2009 erstmals eine Niederlassung in Großbritannien eröffnet wurde und die Refinanzierung des Händlerfinanzierungsgeschäfts mit einem Volumen von rund 500 Millionen Euro übernommen wurde. Außerdem verfügt die Bank über eine Niederlassung in Spanien. Das Institut verfügt über 500.000 Leasing- und Finanzierungskunden, rund 400.000 Geldanleger und etwa 300.000 Kreditkartenkunden.