Das Internet dringt in alle Lebensbereiche vor. Damit wird das Fahrzeug ein vernetzer Ort der Kommunikation und Teil des mobilen Internets. "Wir wollen als Partner gemeinsam mit den Unternehmen der Branche neue Lösungen und Geschäftsmodelle entwickeln. Mit intelligenten Lösungen kann das Autofahren sicherer und umweltfreundlicher werden. Unser Ziel ist es, uns im globalen Umfeld ganz vorne zu positionieren.
"Es entsteht ein Milliarden Markt“
Wir wollen eine offene Lösung auf Basis des Google-Betriebssystems "Android“ für mobile Geräte anbieten. Dieses System ist am weitesten verbreitet und hat die größte Dynamik. Es passt zu unserer Philosophie, uns als Plattformbetreiber zu positionieren und nicht als Serviceprovider in einem bestimmten Segment. Dazu arbeiten wir mit unserem Partner Continental zusammen. Das Ergebnis ist ein Infotainment-Konzept namens AutoLinQ. Derzeit bieten wir das System allen Herstellern weltweit an und es gibt großes Interesse, nicht nur in Europa, sondern auch in den USA und China. Um die Zeit bis zur geplanten Markteinführung 2014 zu überbrücken, wollen wir Ende 2011 eine Nachrüstlösung ähnlich wie die heute bereits erhältlichen Navigationssysteme auf den Markt bringen.
Auch die Autohersteller erkennen, dass sie ein offenes System brauchen, um mit den Entwicklungen im Consumer-Markt Schritt halten zu können. Hier kommt durch die Innovationen auf der Geräteseite und den Wunsch des Kunden nach vernetzten Lösungen im Auto eine neue Dynamik herein. Deshalb sind die Hersteller durchaus offen für unsere Lösung.
Es gibt in unserer digitalen Welt die ganz eindeutige Tendenz, persönliche Daten und Dokumente immer bei sich haben und von überall darauf zugreifen zu wollen. Nicht umsonst haben Handys und Smartphones inzwischen Speicherkapazitäten von vielen Gigabytes. Um unsere Kunden in Zukunft unabhängig von Zeit, Ort und Endgerät zu machen, bringt die Deutsche Telekom Content und Intelligenz ins Netz – in die "Cloud“. Dazu bauen wir bis 2011 eine Plattform, die kompatibel für alle Devices und Mobilfunk-Provider ist und offene Schnittstellen für die Integration neuer Services haben wird. So können auch Autohersteller und Dienstleister wie zum Beispiel der ADAC oder Versicherungen ihre Services auf dieser Plattform anbieten, ohne selber Entwicklung, Betrieb und Service leisten zu müssen.
Zukünftig laden wir während der Fahrt Musik oder Hörbücher aus unserem privaten Archiv im Netz, suchen nach Kontakten, diktieren eine E-Mail, lassen uns eine SMS vorlesen oder konferieren mit Freunden und Geschäftspartnern. Wir haben unser digitales Reisegepäck quasi immer dabei. Um "Connected Life & Work“ aber sicher ins Fahrzeug zu bringen, müssen Online-Services "autofahrergerecht“ aufbereitet werden, zum Beispiel durch intuitiv bedienbare Applikationen auf Touchscreens oder über Sprachsteuerung, um die Ablenkung des Fahrers auf ein Minimum zu reduzieren.
Die größte Akzeptanz dürfte zu Beginn bei professionellen Anwendern in Fahrzeugflotten entstehen. Wir konzipieren gerade eine Telematik-Einheit für MAN, die das Fahrzeug und das Ladegut mit dem produzierenden Unternehmen in Echtzeit verknüpft. Auch Daimler ist daran interessiert. Flottenbetreiber beispielsweise können Fahrzeugdaten abrufen, die einen notwendigen Werkstatt-Termin anzeigen oder den CO2-Ausstoß messen. Dadurch hätten Unternehmen die Möglichkeit, Mitarbeiter zu belohnen, die mit ihrem Geschäftswagen Sprit sparend fahren oder die Bremsbeläge schonen. Interessant ist die Vernetzung auch für Autovermieter und ihre Kunden. Über unser System kann der Fahrer das Auto nutzen wie sein eigenes. Er verfügt über seine Kontaktdaten, den E-Mail-Zugang etc. Auch für Autoversicherer eröffnen sich völlig neue, individuelle und flexible Tarifmodelle. So könnte der Fahrer nur für die Zeit in der er das Auto tatsächlich nutzt die Versicherung bezahlen. Oder wenn sich ein Fahranfänger verpflichtet, nur 120 km/h zu fahren, erhält er einen günstigeren Tarif. Das kann natürlich online überprüft werden.
Für sie ergibt sich die Chance, durch Standardisierung Produktionskosten zu sparen, indem sie komplett vorkonfigurierte Autos bauen. Will der Käufer zunächst auf die Klimaanlage oder die Dolby-Surround-Anlage verzichten, kann er sie später immer noch online aktivieren. Die Motorleistung des Familienautos kann temporär gedrosselt werden, wenn der Junior mit frischem Führerschein allein am Steuer sitzt.
Einerseits indem wir den Autoherstellern so genannte "White Label“-Produkte verkaufen, die sie dann selbst je nach Markenauftritt oder Fahrzeugmodell konfigurieren können. Dann bringen wir zusammen mit Continental die bereits erwähnte Nachrüstlösung. Drittens wollen wir als Diensteanbieter auftreten. Autofahrer sind laut Studien bereit im Monat rund zehn Euro für sicherheitsrelevante Dienste und andere Serviceleistungen zu bezahlen. Wenn nur zehn Prozent diese Dienste annehmen, entsteht bei 350 Millionen Fahrzeugen in Europa ein Milliarden Markt. Beim Flottenmanagement rechnen wir im Jahr mit 200 bis 300 Euro. Bei Lkw-Anwendungen sogar mit 500 Euro.
Wir wollen ganz bewusst kostenpflichtige Dienste anbieten und keine Nutzerprofile verkaufen. Das heißt, dass die Kundendaten nicht gespeichert und verkauft werden. Es gibt kein verdecktes Geschäftsmodell. Das ist ein erster Schritt, um das Internet wieder bezahlfähig zu machen.
Die rein auf das Auto bezogenen Technologien sind für die Autoindustrie kein Problem. Im Grunde versuchen viele in diesem Markt Fuß zu fassen: Softwarenanbieter wie Microsoft ebenso wie die großen, internationalen IT-Unternehmen. Die Telekom hat von allem aber eine gute Kombination: Wir haben das mobile Internet und die Kenntnisse wie wir IT und Software in das Auto bringen. Dazu kommt die Cloud-Technologie als Basis für die Dienste im Netz. Entscheidend aber sind die Telekommunikationskomponenten, das tägliche Handling der Millionen von Endkunden und die zugehörigen Serviceprozesse. Durch all dies zusammen plus AutoLinQ verfügen wir über ein komplettes System.