Altensteig. Abgastechnik-Spezialist Boysen hat das vergangene Geschäftsjahr ohne Verluste abgeschlossen und will 2010 bereits wieder kräftig wachsen. Gleichzeitig gab Boysen-Chef Rolf Geisel wichtige strategische Weichenstellungen bekannt: Ab 2011 will er in das Geschäft mit Abgastechnik für Nutzfahrzeuge einsteigen. Der Ausbau des neuen Geschäftsfeldes solle helfen, absehbare Auftragsverluste im Pkw-Sektor zu kompensieren. Dies ist laut Geisel mit erheblichen Investitionen verbunden. Außerdem will er vorhandenes Know-how nutzen, um neue Aktivitäten außerhalb der Automobilindustrie aufzubauen. Konkrete Entscheidungen gibt es noch nicht. "Wir sehen uns in dieser Frage nicht unter Druck. Möglicherweise können wir zum Jahresende Genaueres dazu sagen," so Geisel.
Mit dem angekündigten Einstieg in das Nutzfahrzeuggeschäft greift das in Altensteig im Schwarzwald ansässige Stiftungsunternehmen vor allem den Konkurrenten Eberspächer an. Die Esslinger sind schon lange im Nutzfahrzeuggeschäft und haben angekündigt bei der Abgastechnik weltweit die Nummer Eins werden zu wollen. Der Expansiondrang von Boysen hat Eberspächer schon im abgelaufenen Jahr erheblich an Substanz gekostet: Die Schwarzwälder jagten den Esslingern den Mercedes-Auftrag für die E-Klasse ab. "Die neue E-Klasse sowie neue Motorisierungen unseres Kunden Daimler haben uns davor bewahrt, tiefer in die Krise hineingezogen zu werden", so Geisel. Auch die französische Faurecia und der US-Konzern Tenneco sind bereits im Abgasgeschäft-Geschäft für Nutzfahrzeuge tätig.
Der Umsatz von Boysen ging 2009 um 1,7 Prozent auf 634 Millionen Euro zurück. Konkrete Angaben zum Ertrag macht der Mittelständler traditionell nicht.
"Dass wir es nach Verlusten im ersten Halbjahr 2009 doch noch geschafft haben, am Ende schwarze Zahlen zu schreiben, erfüllt uns mit Genugtuung," so Geisel. Dazu trugen neben den neuen Daimler-Aufträgen auch ein harter Sparkurs und eine Reihe von Restrukturierungsmaßnahmen bei. Wettbewerber Eberspächer verzeichnete einen Umsatzrückgang von 40 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro und wies einen Verlust nach Steuern von 63 Millionen Euro aus.